Freitag, 23. Februar 2018

Tosatti zur bevorstehenden Konferenz zum Gedenken an Kardinal Caffarra in Rom

Marco Tosatti hat wieder einen Brief von Super Ex bekommen und den bei Stilum Curiae für seine Leser veröffentlicht. Hier geht´s zum Original:  klicken


"SUPER EX SPRICHT ZU UNS ÜBER EINE KONFERENZ  ÜBER CAFFARRA UND DIE GRENZEN DER PÄPSTLICHEN AUTORITÄT. UND ÜBER DIE FREIHEIT NEWMANS."

"Super Ex, Ex von Avvenire, Ex von Movimento per la Vita, Ex von einem ganzen Sack voller anderer Sachen,  nicht ex-katholisch, hat uns eine Überlegung über die Konferenz, die im April  im Gedenken an Kardinal Caffarra und um außer über die Verwirrung in der Kirche auch über die Unfehlbarkeit des Papstes zu diskutieren, in Rom stattfinden wird,
Und über diesen großen Mann, der der Selige J.H. Newman war; so viel kostbarer in unserer Zeit.
Hier seine Überlegung. 

Caro Tosatti,
ich habe von den Organisatoren der Konferenz unter dem Motto: "Kirche wohin gehst du?" erfahren.
"Nur ein Blinder kann leugnen, daß es in der Kirche große Konfusion gibt" (Kard. Carlo Caffarra), die am 7. April in Rom stattfinden wird (...), daß einer der anwesenden Kardinäle über einige Aspekte des Denkens von Kardinal John Henry Newman (1801-1890) sprechen wird, der 2010- erst vor 8 Jahren- von Benedikt XVI selig gesprochen wurde.

Ich habe diese Wahl besonders passend und glücklich gefunden, Weil Newman wirklich ein Denkriese war, von dem die Vorsehung vielleicht wollte, daß er uns auf diese so wirre Zeit vorbereiten sollte.
Warum? 
Ich werde das in einer extremen Synthese beweisen:  Newman ist vor allem Konvertit und hat vom anglikanischen zum katholischen Glauben gewechselt. Und er hat tatsächlich ausgerufen: "um Geschichte zu studieren, hört man auf, Protestant zu seine und wird Katholik."

Vor acht Jahren wurde Newman selig gesprochen- genau in der Periode, in der Dank der apostolischen Konstitution "Anglicanorum Coetibus" Gruppen von anglikanischen Geistlichen und Laien ein Menschenwerk, die von Heinrich VIII gegründete Kirche, verließen, um zur Römischen Kirche zurückzukehren und in ihr die wahe Braut Christi zu erkennen.

Acht Jahre später erscheint der bloße Gedanke, daß Protestanten oder Anglikaner zu Rom konvertieren könnten, fast unglaublich: die kürzliche Feier Martin Luthers, seines Schismas und dieses zitierten englischen Königs im Vatican hat viele Gläubige von der Überlegenheit des Protestantismus über den Katholizismus zurückgelassen, oder hat in ihnen den wahren Ökumenismus ausgelöscht, der nach der Einheit einer einigen Herde unter dem selben Hirten strebt.


Außerdem sind sowohl die Motive des Schismas von Heinrich weggefallen (der heute im Licht von "Amoris Laetitia" trotz seiner 6 Ehefrauen von seinem Beichtvater höchstens einen Nasenstüber bekäme) als auch der Grund zur Rückkehr der Anglikaner, die sich ein bißchen verspottet fühlen müssen, wenn sie sehen, daß ihre Vereinigung mit der Katholischen Kirche- anerkannt für ihre jahrhundertelange doktrinale Gewißheit- mit einem scheinbaren Zusammenbruch ihres Lehrgebäudes zusammenfiel.
In diesem Zusammenhang sollte man sich daran erinnern, daß Bischof Steven Lopes, Leiter des amerikanischen Zweiges des Ordinariates, das die ehemaligen Anglikaner aufnimmt, zu denen gehört, die die Dubia, die er formal nicht unterschrieben hat, verstanden haben und teilen.

Es kann sehr nützlich sein, auf Newwman zurückzukommen, auch wegen seiner Lesart des Dogmas der päpstlichen Unfehlbarkeit: als er es den Engländern, alle Antipapisten, präsentieren mußte, hat Newman sich bemüht zu vermeiden, daß das vom I. Vaticanum definierte Dogma auf "extremistische" Weise ausgelegt wird, die zu einer Vereinfachung führt: "wenn der Papst das gesagt hat, dann ist das immer und immer so."

Newman geriet so in Konflikt mit jenen Katholiken, die in der -wenn auch lobenswerten- apologetischen Bemühung, die Unfehlbarkeit des Pontifex auf das Unglaubliche auszubreiten:
"die Realität", sagte der Kardinal zu den vielen Verblüfften, die die Grenzen und Umstände dieser Unfehlbarkeit erfahren wollten, "ist komplexer".
Und um das zu erklären, illustrierte er historisch die vielen Irrtümer der Päpste, angefangen mit dem Hl.Petrus und erklärte, um damit abzuschließen, in einigen Briefen, daß "die Unfehlbarkeit nicht eine Lebensweise des Papstes noch ein Geisteszustand ist" und daß "der Papst über das am Anfang empfangene Gaubenserbe hinaus sicher nicht unfehlbar ist."
Was bedeutet, daß der Papst "keine innere Gabe göttlicher Erkenntni hat, sondern daß, wenn er ex cathedra spricht- ob er viel oder wenig sagt-, einfach davor geschützt ist, das Falsche zu sagen."

Es gibt ein letztes Motiv, das die Entscheidung bei einem Kongress zur Erinnerung an Caffarra über Newman zu sprechen sehr passend macht: die Liebe des Kardinals von Bologna für seinen englischen Bruder, gelobt, weil er "das Gewissen an die Wahrheit, an Gott gebunden hat" und dafür, daß er "die moralische und religiöse Wahrheit im Gewisssen verankert hat."

Vielleicht ist es ein Zufall, daß die letzte -geschriebene aber nie gehaltene.- Rede Caffarras am 21 Oktober 2017 in London hätte gehalten werden sollen- eben bei einem Kongress über Newman.

Caffarras Konferenzbeitrag schloss mit einer deutlichen Anspielung auf eine dramatische Frage:
ist der Liberalismus, als das antidogmatische Prinzip, den Newman für das Übel der Moderne hielt, heute auch in die Kirche eingetreten- im Predigen, daß das Gewissen und die objektive Wahrheit trennt und Barmherzigkeit mit Relativismus verwechselt?

Das ist die Schlußfolgerung Caffarras, dem Kardinal, der seit Jahrzehnten von den Päpsten konsultiert aber am Ende seiner Tage im "Jahr V der Barmherzigkeit" stark marginalisiert wurde.

"Was sollen wir angesichts dieser Konfrontation mit dem Gewissen tun? Die Antwort Newmans ist folgende: " Zu oft hat sich das Christentum in einer anscheinend tödlichen Gefahr befunden, warum sollten wir dann vor dieser neuen Prüfung erschrecken? Das ist absolut sicher. Aber was dagegen nicht sicher ist, ist bei diesen großen Herausforderungen gewöhnlich  und eine Überraschung für jeden, - der Weg, auf dem die Vorsehung von Zeit zu Zeit ihren Gewählten schützt und rettet.
Normalerweise muß die Kirche nichts anderes tun, als das, was sie tun muß.
Mansueti hereditabunt terram et delectabuntur in multitudine pacis."
(Die Sanftmütigen werden die Erde erben und sich der Fülle des Friedens erfreuen) 

Quelle: Stilum Curiae, Marco Tosatti,"Super Ex" 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Mit dem Posten eines Kommentars erteilen Sie die nach der DSGVO nötige Zustimmung, dass dieser, im Falle seiner Freischaltung, auf Dauer gespeichert und lesbar bleibt. Von der »Blogger« Software vorgegeben ist, dass Ihre E-Mail-Adresse, sofern Sie diese angeben, ebenfalls gespeichert wird. Daher stimmen Sie, sofern Sie Ihre email Adresse angeben, einer Speicherung zu. Gleiches gilt für eine Anmeldung als »Follower«. Sollten Sie nachträglich die Löschung eines Kommentars wünschen, können Sie dies, unter Angabe des Artikels und Inhalt des Kommentars, über die Kommentarfunktion erbitten. Ihr Kommentar wird dann so bald wie möglich gelöscht.