Mittwoch, 28. Februar 2018

Die China-Politik des Vaticans in den Augen eines Kenners. Oder wir haben bereits "einen anderen Fall Mindszenty" ... Fortsetzung


Fortsetzung (hier geht´s zu Teil 1 klicken)

"Außerdem können diese und andere schlecht informierte Erklärungen in Wirklichkeit den Verdacht der alten Führer Chinas nur verstärken, die im Augenblick mit dem alten chinesischen Strategen Sun Tzu glauben, daß "jeder Krieg eine Täuschung ist". Aber auch wenn sie die Beteuerung von Kardinal Parolin akzeptieren, daß die Kirche (anders als- sagen wir- in Polen) den Staat nicht ersetzen will, bleibt immer noch das Problem, daß der Staat die Kirche ersetzen will. In China- erinnern wir uns, strebt der Staat danach, Kirche zu werden und erwartet daß alle Chinesen loyale Mitglieder sind.

Aber vielleicht ist der größte Fehler, den die vaticanischen Diplomaten bei ihren Verhandlungen mit China gemacht haben, der- nach Sitte westlicher Diplomaten auf einem schriftlichen Übereinkommen zu bestehen. Eine informale Übereinkunft wäre in diesem kulturellen Kontext viel passender gewesen.

Stellen Sie sich den Standpunkt eines kommunistischen Funktionärs im Amt für religiöse Belange vor, der gewisse Sympathien für die Kirche hegt. Einen Funktionär der Art, daß er es für  möglich hält, sich an die Worte eines informalen Übereinkommens bzgl. der Kreierung von Bischöfen anzupassen und sie zu resepktieren, auch wenn die Worte dieser Übereinkunft nicht völlig von seinen Vorgesetzten begrüßt werden.

Für eine Situation dieser Art gibt es einen Präzedenzfall. Es gab während einer betimmten Periode eine informale Übereinkunft zwischen dem Amt für Religiöse Belange und dem Vatican, nach dem Ersteres die neuen Bischöfe für die Patriotische Kirche ernannt und Letzterer ihnen zugestimmt haben.

Diese Übereinkunft hörte- nicht überraschend- nicht lange nachdem 2005 die formalen Verhandlungen begannen- auf zu funktionieren. Warum?
Weil -besonders der Vatican ein Schriftstück forderte.
Als Ergebnis dieses Irrtums sind inzwischen seither 8 Bischöfe von der chinesischen Kommunistischen Partei illegal geweiht worden.



Es ist nicht schwer zu erkennen, warum die schriftliche Erklärung einer Übereinkunft von einem kommunistischen Funktionär zu verbreiten, jeder Hoffnung auf einen realen Kompromiss ein Ende gesetzt hätte.
Welcher Funktionär würde eine solche Übereinkunft formulieren, und wieviel weniger würde er seine Vorgesetzten bitten, die  zu unterschreiben, die dem Vatican- also einer fremden Macht- eines wirkliche Kontrolle über die Ernennung der chinesischen Bischöfe in einer von Chinesen errichteten Kirche geben würde? 
Die Parteiführer hätten bei der bloßen Erwähnung auf diese Weise die Souveränität Chinas zu verletzen, einen Schlaganfall erlitten. Ein Funktionär, der das vorschlagen würde, wäre zumindest entlassen worden.

Als ob diese falschen Schritte von Seiten der vaticanischen Diplomaten nicht reichten, wird China unter der Leitung von Xi Jinping immer feindseliger gegen religiöse Glauben und ihre Manifestationen . Beim letzten Parteikongress -im Oktober- hat Xi strengere Kontrollen über die religiösen Aktivitäten verlangt und auf der Tatsache bestanden, daß die Partei "eine völlige Führungsrolle über alle Gebiete in allen Teilen des Landes ausüben" müsse.

Resultat war, daß ein neues Gesetz erlassen wurde, das nichtautorisierte religiöse Aktivitäten verbietet. Nach einem Priester der Untergrundkirche sagen die neuen Regeln auch, daß alle "religiösen Seiten registriert werden müssen, daß es keine religiösen Aktivitäten außerhalb der angemeldeten Events geben darf, daß nicht registrierter Klerus keine religiösen Liturgien zelebrieren darf, daß Jugendliche und die Mitglieder der Partei Kirchen nicht betreten dürfen...der Lebensraum der Kirche wird immer kleiner." 

Hat jemand im Vatican diese neuen Regeln gelesen, die klar machen. daß China sich schnell im maoistischen Sinn ändert? Ist jemandem in den Sinn gekommen, daß jetzt ein besonders ungeeigneter Augenblick ist, die Untergrundkirche einer Zwangsumarmung durch die chinesische Kommunistische Partei zu erdeulden? 

Angesichts der wachsenden Intransingenz Pekings hat Kardinal Parolin weiterhin auf einer schriftlichen Übereinkunft bestanden.  Sein vorzeitiger Wunsch machte allen und auch seinen Kollegen in Peking deutlich, dass er praktisch jeder Bitte zustimmen würde. Es ist nicht überraschend, dass Peking dann "auf die Halsschlagader zielte": die völlige Auslöschung der Untergrundkirche- beginnend mit ihren Bischöfen.

China hat den Staatssekretär des Vatican-Staates informiert, daß um eine Übefreinkunft zu erreichen, Zwei Dinge passieren müssen.

Erstens: der Hl. Vater muß ausnahmslos alle patriotischen  Bischöfe zu weihen, die er selbst aus guten Gründen und Papst Benedikt vorher abgelehnt hatten.

Zweitens- soll er die Untergrundkirche eliminieren und mit ihren Bischöfen beginnen. Die alten Bischöfe der Untergrundkirche sollen in Pension geschickt werden, zwangsweise und durch patriotische, von Peking Ausgewählte ersetzt werden, während den jungen Untergrundbischöfen in der Patriotischen Kirche untergordnete Rollen zugeteilt werden sollen. 

Wegen des einfachen Versprechens einer zukünftigen Übereinkunft hat der Vatican sich diesen Forderungen gebeugt. Deshalb mußten wir vor kurzem dem durchdringenden Spektakel beiwohnen, in dem der 88-jährige Untergrundbischof Peter Zhuang von den Gesandten Kardinal Parolins gezwungen wurde, seine Diözese Shantou dem patriotischen, exkommunizierten Huang Bingzhang zu übergeben. Immer auch aus diesem Grund wurde der jüngere Bischof Joseph Guo aus der Provinz  von Fujian als Assistent eines illegitimen patriotischen Bischofs zurückgezogen.

Der Prozess wird offensichtlich fortgeführt, bis der letzte der ungefähr 30 Untergrundbischöfe auf die ein oder andere Weise auf die Seite geschoben oder zum Schweigen gebracht wurde.

Das war die Perspektive dieses Verkaufs der Untergrundkirche, die Kardinal Joseph Zen nach Rom reisen ließ, um den Papst persönlich für seine Mitbrüder zu bitten. Es scheint so, als habe der Papst zu Kardinal Zen gesagt, daß wir keinen anderen Mindszenty wollen."

Aber diese hartnäckig falschen, politisch naiven Verhandlungen haben bereits in Bischof Zhuang einen "anderen Mindszenty" geschaffen . Und jetzt haben wir für die Zukunft die Aussicht auf Dutzende anderer solcher Fälle.

Quelle: Stilum Curiae, M. Tosatti 

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