Montag, 11. September 2017

Magister: Aus dem Vatican eine kalte Dusche für Peking.

Sandro Magister kommmentiert bei Settimo Cielo das vom Vatican herausgegebene neue Dossier zur Lage der Kirche in der Volksrepublik China.
Hier geht´s zum Original: klicken

"AUS DEM VATICAN EINE KALTE DUSCHE FÜR DIE VERHANDLUNGEN MIT PEKING"

"Franziskus ist der erste Papst, der über China geflogen ist. Aber ober den Fuß dorthin setzen wird, bleibt abzuwarten. Im August hat die Libreria Editrice Vaticana ein Dossier veröffentlicht, das eine brutale kalte Dusche für die ist, die immer noch sagen, daß eine Einigung zwischen dem Hl. Stuhl und Peking unmittelbar bevorsteht.

Das von Gianni Cardinale, einem Vaticanexperten für Geopolitik und  wichtigem Mitarbeiter von "Avvenire" und "Limes", herausgegebene Dossier kommentiert nicht sondern dokumentiert,w as bsiher nur bruchstückhaft bekannt war.

Zum ersten mal liefert es die Namen der Bischöfe jeder chinesischen Diözese, offizielle und aus dem Untergrund, legitime und illegitime.

Aber vor allem zählt es die vom Staatssekretariat zusammengestellten Biographien von 75 Bischöfen. in China, die zwischen 2004 und heute gestorben sind, alle zerbrochen durch Jahre oder Jahrzehnte  Gefangenschaft, Zwangsarbeit, Umerziehungslager, Hausarrest und ständig anwesenden Polizisten.

Wenn das die Behandlung ist, die das kommunistische Regime den chinesischen Bischöfen zukommen läßt, ist es klar, daß das alles aufhören miß, bevor der Vatican sich bereit finden kann, einen Vertrag mit der Pekinger Regierung über die Ernennung zukünftiger Bischöfe zu unterschreiben.

Der Kalvarienberg der chinesischen Bischöfe- geht in der Tat auf schon lange vergangene Zeiten zurück: auf  Mao Tsetung und die Schaffung einer von Rom losgelösten und völlig unterwürfigen Kopie.

Das ging auch nach der Entlassung der Bischöfe und zukünftigen Bischöfe aus dem Gefängnis so weiter, die -um zu überleben- gezwungen wurden in einem Salzbergwerk oder Steinbruch zu arbeiten, Ziegel zu machen, Schweine zu züchten und die Glücklicheren als ....oder Bettler.

2005 gab es einen Bischof, John Gao Kexian aus der Diözese Yantai, von dem man erfuhr, daß er gestorben war-nachdem man 1999 alle Spuren von ihm nach seiner Entführung durch die Polizei
verloren hatte.





Das selbe passierte 2007 einem anderen Bischof, John Han Dingxiang aus der Diözese Yongnian. der 20 Jahre im Gefängnis war, freigelassen wurde, dann aber 2006 verschwand und dessen Tod  seinen Angehörigen mitgetielt wurde, nachdem er verbrannt und an einem unbekannten Ort begraben worden war.

2010 war es ein weiterer Bischof. John Yang Shudao aus der Diözese Fuzhou, der starb, nachdem er 26 Jahre im Gefängnis verbracht hatte und den Rest "fast immer unter Hasuarrest und strenger Überwachung".

Gar nicht zu sprechen, von den Leiden des jüngsten Bischofs von Schanghai, dem Jesuiten Joseph Fan Zhingliang, der 2014 starb, nachdem er "sein Amt immer im Untergrund ausgeübt hatte" und seines Nachfolgers Thaddeus Ma Daqin, seit 2012 unter Arrest weil er aus der Chinesisch-Patriotischen Katholischen Vereinigung ausgestreten war- im Gehorsam zu Rom, das eine solche Mitgliedschaft als mit dem Katholischen Glauben unvereinbar betrachtet und trotz seines Widerrufs des Austritts letzten Jahres nicht freigelassen.

In diesem Jahr-schließlich- kam es zur Entführung und Inhaftierung von Bischof Peter Shao Zhumin aus der Diözese Wenzhou an einem unbekannten Ort, dessen Freilassung die Deutsche Botschaft in China und dann der Hl. Stuhl selbst am vergangenen 26. Juni forderten, ohne je eine Antwort zu bekommen.

Angesichts alles dessen, kann der Optimismus, den Papst Franziskus jedesmal zeigt, wenn er die Chinafrage behandelt, kann nur als eine Übung in ins Extreme getriebenen Realpolitik betrachtet werden.

Weil es wahr ist, daß es eine Verhandlung zwischen beiden Seiten gibt, mit Treffen im Drei-Monatsabstand, abwechselnd in Rom und Peking. Aber abgesehen von der auffallenden Abwesenheit von Freiheit, die im in den letzten Tagen vom Vatican veröffentlichten Dossier zur Sprache  kommt, gibt es mindestens zwei Hindernisse für eine Übereinkunft zu den Prozeduren zur Ernennung zukünftiger Bischöfe.

Das erste ist, daß die Chinesische Bischofskonferenz, die für die Auswahl der Kandidaten verantwortlich wäre, zur Zeit nur aus Bischöfen besteht, die offiziell von Peking anerkannt werden und ohne die ungefähr 30 Untergrundbischöfe, die dagegen nur von Rom anerkannt werden und es gibt keinen Weg, die Chinesischen Autoritäten davon zu überzeugen, dieses ebenfalls einzuschließen.


Während das zweite Hindernis durch die sieben "offiziellen" Bischöfe dargestellt wird, von denen das Regime behauptet, sie seien auch vom Hl. Stuhl anerkannt worden, von denen aber drei exkommuniziert sind und einige Geliebte und Kinder haben.
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Als dieser Artikel in Settimo Cielo schon gedruckt war, kam die Nachricht, daß Bischof Peter Shao Zhumin, der monatelang an einem unbekannten Ort gefangen gehalten wurde, jetzt in einem Krankenhaus in Peking gelandet ist- immer noch unter Polizeiüberwachung.

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Zu den Chinesischen Bischöfen, die als "unter Arrest stehen oder unauffindbar sind" im Dossier der LEV aufgezählt wurden, müssen die folgenden 3 hinzugefügt werden:

- James Su Zhimin. Bischof von Baoding seit 1994, 1996 verhaftet, seither an unbekanntem Ort

- Cosmas Shi Enxiang, Bischof von Yixian seit 1995, seit 2001 verschwunden. 2005 gab es eine  Todesnachricht,die aber durch die Chinesischen Autoritäten nicht bestätigt worden

- Augustin Cui Tai, Weihbischof von Xuanhua seit 2013, In Haft seit 2014

Ein Hinweis ist auch die unterschiedliche Behandlung zweier Bischöfe, die Mitte August starben. Paul Xie Tinghze, Bischof von Urumqi und Silvester Li Jiantang, Bischof von Taiyuan durch die Chinesische Regierung.

Beide haben Jahrzehnte in Zwangsarbeitslager verbracht, aber während der erste niemals zustimmte. der Chineischen Patriotischen Katholischen Vereinigung beizutreten, tat das der zweite, wurde Sekretär der Vereinigung in seiner Provinz und Mitglied der Politischen-Beratungs-Konferenz des Chinesischen Volkes, der Körperschaft, die den Nationalen Volkskongress begleitet.

In der Folge wurde der Erste, der von der Regierung nie anerkannt wurde, in großer Hast beerdig während die Gläubigen ferngehalten wurden. während für den Zweiten -offiziell anerkannt-öffentliche Ehrungen, die mehrere Tage andauerten, arrangiert wurden.

Die von Gianni Cardinale herausgegebene Liste der Chinesischen Bischöfe - sowohl der offiziellen als auch der inoffiziellen- füllt erstmals die Leerstellen des Päpstlichen Jahrbuches aus, das jahrzehntelang nur die Namen der Spezialdiözesen Hongkong und Macao enthielt.
Die Liste übernimmt das Raster der Diözesen, das auf die Organisation der von Pius XII geschaffenen Hierarchie der Chinesischen Katholiken zurückgeht.
Danach gibt es in China 137 Diözesen und Präfekturen.

Die Chinesischen Autoritäten jedoch haben die Kirchenprovinzen inzwischen nader organisiert ohne den Hl. Stuhl zu konsultieren, der diese Veränderungen (außer in einem Fall, dem der Diözese von Bameng), die die Zahl der Diözesen auf unter 100 nicht anerkannt hat.

Ergebnis sind zwei Listen der Kirchenregionen, die notwendigerweise bei den zur Zeit stattfindenden Verhandlungen angeglichen werden müssen.

In der Einleitung zum Dossier, weist Gianni Cardinale auch darauf hin , daß zwischen 2007 und 2010 im Osservatore Romano unter der Nachrichtenrubrik Bischofsernennungen bekannt gegeben,. die zwischen beiden Seiten stillschweigend  anerkannt wurden.
Es sind: 
- am 22. September 2007  Xiao Zejiang in Guiyang and Li Shan in Peking;
- am 6. Dezember 2007 Gan Junqiu in Canton and Lu Shouwang in Yichang;
- am 23. Dezember 2007 Li Jing in Yinchuan;
- am 22. April 2010 Meng Qinglu in Hohhot;
- am 29. April 2010 Shen Bin in Haimen;
- am 13. Mai 2010 Cai Bingrui in Xiamen;
- am 30. Juni 2010 Han Yingjin in Sanyuan;
- am 15. Juli  2010 Xu Jiwei in Taizhou;
- am 19. Juli 2010 Yang Xiaoting in Yan’an;
- am 23. September 2010  Meng Ningyou in Taiyuan;
- am 30. September 2010 Wu Junwei in Taiyuan;
- am 12. November 2010  Li Suguang in Nanchang.
Am 20. November  2010 aber verschlechterte sich das Klima zwischen beiden Seiten plötzlich durch die illegitimen Ordination für die neue Diözese von Chengde, der Rom nicht zustimmte.

Bei dieser Gelegenheit beklagte ein Tage später veröffentlichtes Statement des Pressebüros des Hl. Stuhls , daß die Chinesischen Autoritäten beschlossen hätten, einseitig vorzugehen, zum Schaden der so sorgfältig geschaffenen Atmosphäre .....

Von diesem Moment an. hat der Osservatore Romano keine Nachrichten über Bischofsernennungen in China mehr veröffentlicht- nicht nur nicht über die einseitigen, illegitimen durch das Peking-Regime sondern auch nicht über die mit päpstlichem Mandat.

Quelle: Sandro Magister, Settimo Cielo
  

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