Sonntag, 23. Juli 2017

Bischof Athanasius Schneider zur aktuellen Kirchenkrise

Bischof Athanasius Schneider hat bei rorate caeli einen Beitrag über die Interpretatio
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"DIE INTERPRETATION VON VATICAN II UND DIE VERBINDUNG MIT DER AKTUELLEN KIRCHENKRISE"

Die aktuelle Situation der präzedenzlosen Krise der Kirche ist mit den großen Krise im 4. Jahrhundert vergleichbar, als der Arianismus die überwältigende Mehrheit des Episkopates angesteckt und im Leben der Kirche eine dominierende Stellung eingenommen hatte.
Wir müssen versuchen, der jetzigen Situation einerseits mit Realismus und andererseits  mit übernatürlichem Geist - einer tiefen Liebe für die Kirche, unserer Mutter, die wegen  dieser ungeheuren und allgemeinen doktrinalen, liturgischen und pastoralen Verwirrung die Passion Chrsiti erleidet, entgegenzutreten.                       

Wir müssen unseren Glauben erneuern und glauben, daß die Kirche in den sicheren Händen Christi ist und daß er immer eingeifen wird, um die Kirche in den Augenblicken zu erneuern, in denen sie zu kentern scheint, wie es offensichtlich heute der Fall ist.

Was die Haltung zum II.Vaticanischen Konzil angeht, müssen wir zwei Extreme vermeiden: die komplette Ablehnung (wie es die Sedisvacantisten und ein Teil der FSSPX tun) und die "Unfehlbarmachung" alles dessen, was das Konzil gesagt hat.

Das II. Vatcanische Konzil war eine legitime Versammlung, dem die Päpste vorstanden und wir müssen gegenüber diesem Konzil respektvoll bleiben. Nichtsdestoweniger bedeutet das nicht, daß es uns verboten ist, wohlbegründete Zweifel zu haben oder respektvolle Verbesserungsvorschläge zu bestimmten Themen zu  machen, die auf der gesamten Tradition der Kirche und dem ständigen Lehramt beruhen.




Traditionelle und konstante doktrinale Äußerungen des Lehramts während einer jahrhundertealten Periode haben Vorläufer und bilden ein Kriterium für die Verifizierung der Genauigkeit nachfolgender Aussagen.

Diejenigen Statements des II Vaticanum, die zweideutig sind, müssen gemäß der gesamten Überlieferung und fortwährenden Lehramtes der Kirche interpretiert werden.
In Zweifelsfällen haben die Aussagen des immerwährenden Lehramtes (frühere Konzile und Päpstliche Dokumente, deren Inhalt die sichere und wiederholte Tradition während der Jahrhunderte dazu sind) Vorrang gegenüber zweideutigen oder neuen Aussagen des II. Vaticanischen Konzils, die nur schwer mit den bestimmten Statements des ewigen und vorherigen Lehramtes übereinstimmen (die Pflicht des Staates Christus, den König aller menschlichen Gesellschaften, öffentlich zu verehren, den wahren Sinn der bischöflichen Kollegialität im Verhältnis zum Päpstlichen Primat und der universalen Leitung der Kirche, die Schädlichkeit aller nichtkatholischer Religionen und ihre Gefährlichkeit für die ewige Erlösung der Seelen)

Das II Vaticanische Konzil muss als das gesehen und akzeptiert werden, was es wirklich war: ein primär pastorales Konzil. Dieses Konzil hatte nicht die Absicht, neue Doktrinen vorzuschlagen oder sie in einer endgültigen Form vorzuschlagen. In seinen Aussagen hat das Konzil die konstante und traditionelle Lehre der Kirche weitgehend bestätigt.

Einige der neuen Aussagen von Vatican II (Kollegialität, Religionsfreiheit, ökumenischer und religiöser Dialog, die Haltung gegenüber der Welt) haben keinen endgültigen Charakter und wenn sie offensichtlich oder wirklich mit den traditionellen und konstanten Aussagen des Lehramtes nicht übereinstimmen, müssen sie durch genauere Erklärungen und durch präzisere Ergänzungen des Lehramts vervollständigt werden. Eine blinde Anwendung des Prinzips der Kontinuität hilft auch nicht, weil dadurch erzwungene Interpretationen geschaffen werden, die nicht überzeugend und nicht hilfreich sind, um zu einem klareren Verständnis der unwandelbaren Wahrheit des Katholischen Glaubens und ihrer konkreten Anwendung zu gelangen.

Es hat Fälle in der Kirche gegeben, bei denen nicht-endgültige Aussagen gewisser ökumenischer Konzile später- dank einer ruhigen theologischen Diskussion- verfeinert oder stillschweigend verbessert wurden (z.B. die Aussagend es Konzils von Florenz zum Sakrament der Weihe,
zuletzt von Pius XII 1947 bestätigt)
Wenn nach dem Konzil von Florenz die Theologen das Prinzip der "Hermeneutik der Kontinuitüät" zu dieser konkreten Aussage des Konzils (eine objektiv irrige Aussage) blind angewendet und die These daß die Übergabe der Instrumente eine Sache des Weihesakramentes sei, mit dem immerwährenden Lehramt übereinstimme, falsch war, hätten sie wohl kaum die allgemeine Zustimmung der Theologen bekommen, angesichts der Wahrheit, die sagt, daß nur die Handauflegung durch den Bischof das ist, was beim Weihesakrament wirklich zählt.

In der Kirche muß ein gelassenes Klima für eine doktrinale Diskussion über diese Aussagen des II. Vaticanums geschaffen werden, die zweideutig sind oder die zu irrigen Interpretationen geführt haben. An einer solchen Diskussion ist nichts Skandalöses, im Gegenteil , um auf eine sichere und integrale Art die Überlieferung des unwandelbaren Glaubens der Kirche aufrecht zu erhalten und zu erklären.

Man muß ein bestimmtes Konzil nicht so betonen, es nicht absolutieren und es de facto mit dem mündlichen (Hl. Tradition) oder dem geschriebenen (Hl. Schrift) Wort Gottes gleichsetzen.

Vatican II sagt selbst (Verbum Dei) , daß das Lehramt (Papst, Konzile, orderntliches und universales Lehramt) nicht über dem Wort Gottes steht sondern darunter, ihm unterworfen und nur sein Diener ist (das mündliche Wortes Gottes= Hl. Tradititon und geschriebenes Wort Gottes= Hl. Schrift).

Von einem objektiven Standpunkt aus haben Aussagen des Lehramtes (Päpste und Konzile) defintiven Charakters haben mehr Wert und mehr Gewicht als Statements pastoralen Charakters, die natürlich eine wechselnde und temporäre Eigenschaft haben-die von historischen Umständen oder pastoralen Notwendigkeiten bestimmter Zeiten abhängen, wie es auf die meisten Aussagen des II. Vaticanums zutrifft.
Der originale und wertvolle Beitrag de II.Vaticanischen Konzils besteht in seinem universalen Aufruf zur Heiligkeit aller Kirchenmitglieder (Kapt. 5 Lumen Gentium) in der Doktrin über die zentrale Rolle unserer Hl. Jungfrau im Leben der Kirche (Kptl. 8, Lumen Gentium). in der Wichtigkeit der gläubigen Laien für die Wichtigkeit und Föderung des Katholischen Glaubens und in ihrer Pflicht, zu evangelisieren und die zeitliche Wirklichkeit zu heiligen- gemäß des immerwährenden Zwecks der Kirche (Kptl 4 Lumen Gentium) mit dem Primat der Anbetung Gottes im Leben der Kirche und der Feier der Liturgie (Sancrossanctum Concilium 2, 5-10). Den Rest kann man auf eine gewisse Weise als sekundär betrachten und in der Zukunft wahrscheinlich vergessen, wie es auch mit anderen Aussagen zu nicht-defintiven pastoralen und disziplinären Fragen bei den verschiedenen ökumenischen Konzilen der Vergangenheit der Fall war.

Die folgenden Themen- die Hl. Jungfrau, Heiligung des persönlichen Lebens der Gläubigen mit der Heiligung der Welt - gemäß dem ewigen Zweck der Kirche und dem Primat der Anbetung Gottes- sind die dringendsten Gesichtspunkte, die in unseren Tagen gelebt werden müssen. Dabei spielt Vatican II eine prophetische Rolle, die-unglücklicherweise- bisher noch nicht befriedigend umgesetzt worden ist.

Anstatt diese vier Aspekte zu leben, hat ein erheblicher Teil der theologischen und administrativen "Nomenclatura" im Kirchenleben während der vergangenen 50 Jahre zweideutige doktrinale, pastorale und liturgische Themen vorangetrieben und tut es noch, und so die Absicht des Konzils verzerrt oder seine weniger klaren oder zweideutigen Aussagen mißbraucht, um eine andere Kirche zu schaffen - eine Kirche relativistischen oder protestantischen Typs.

Jetzt erleben wir einen Höhepunkt dieser Entwicklung.

Das Problem der aktuellen Krise der Kirche besteht hauptsächlich in der Tatsache. daß einige Aussagen des II.Vaticanums- die objektiv zweideutig sind oder jene wenigen Statements. die kaum mit der immerwährenden Lehramts-Tradition der Kirche übereinstimmen- unfehlbar gemacht worden sind. Auf diese Weise wurde eine gesunde Diskussion mit einer ausdrücklichen oder stillschweigenden Korrektur blockiert.

Zur selben Zeit wurde viel Mühe auf die Schaffung theologischer Bestätigungen verwandt, die im Gegensatz zur immerwährenden Tradition stehen- (z.B.bzgl. einer doppelten Spitze der Obersten Kirchenleitung,d.h.sowohl des Papstes allein  als auch der gesamten Gemeinschaft der Bischöfe zusammen mit dem Papst, der Lehre von der Neutralität des Staates gegenüber öffentlicher Anbetung die sie ihm, dem wahren Gott, der Jesus Christus ist, König auch aller jeder menschlichen und politischen Gesellschaft, schuldet, die Relativierung der Wahrheit, daß die Katholische Kirche, die von Gott gegründet wurde und geleitet wird, der einzige Weg zur Erlösung ist.)
Wir müssen uns von den Ketten der Verabsolutierung und der totalen Unfehlbarmachung von Vatican II befreien. Wir müssen um ein Klima friedlicher und respektvoller Diskussionen bitten- aus der tiefen Liebe zur Kirche und dem unveränderlichen Glauben der Kirche heraus.

Wir können positive Zeichen darin sehen, daß Papst Benedikt XVI am 2. August 2012 ein Vorwort zu einem Band geschrieben hat, der sich in der Gesamtausgabe seiner Opera Omnia mit dem II. Vaticanum beschäftigt.
In diesem Vorwort drückt Benedikt XVI seinen Vorbehalt bzgl. bestimmter Inhalte in den Dokumenten "Gaudium et Spes" und "Nostra Aetate" aus. Aus dem Tenor dieser Worte Benedikts kann man sehen, daß gewisse konkrete Fehler in bestimmten Teilen dieser Dokumente durch die "Hermeneutik der Kontinuität" nicht unbeweisbar sind.

Eine voll und kanonisch ins Kirchenleben integrierte FSSPX könnte einen wetwollen Beitrag zu dieser Debatte beisteuern- wie es Erzbischof Marcel Lefebvre wünschte. Die volle kanonische Präsenz der FSSPX im heutigen Kirchenleben könnte ein allgemeines Klima einer konstruktiven Diskussion schaffen, damit das, was 2000 Jahre lang, immer und überall und von allen Katholiken geglaubt wurde, auf klarere und sicherere Weise auch in unseren Tagen geglaubt werden könnte und dadurch die wahren pastoralen Absichten der Konzilsväter des II. Vaticanumd realisiert würden.

Die authentische pastorale Absicht zielte auf die ewige Erlösung der Seelen ab- eine Erlösung, die nur durch die Verkündung des gesamten Willens Gottes erlangt werden wird (Act.20, 7)
Die Zweideutigkeit in der Glaubensdoktrin und ihrer konkreten Anwendung  (in der Liturgie und dem pastoralen Leben) würden die ewige Erlösung der Seelen gefährden und also anti-pastoral sein, weil die Verkündung der Klarheit und Ganzheit des Katholischen Glaubens und seine getreue Anwendung der ausdrückliche Wille Gottes ist.

Nur der vollkommene Gehorsam zum Willen Gottes- der uns durch Christus, das inkarnierte Wort. und durch die Apostel den wahren Glauben offenbarte. wird die Erlösung der Seelen bringen.

Quelle: rorate caeli, Bischof Athanasius Schneider

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