Mittwoch, 19. August 2015

Sandro Magister: Was bleibt von der Umarmung mit den Jüngern Waldos ?


Sandro Magister untersucht heute in seinem blog "settimo cielo" die bleibenden Folgen des Papstbesuches bei den Waldensern in Turin, bzw. den Nachklang, den dieser Besuch in der Waldenser-Gemeinde von Turin gefunden hat.   Hier geht´s zum Original :  klicken

"WAS BLEIBT VON DER UMARMUNG ZWISCHEN FRANZISKUS UND DEN ANHÄNGERN WALDOS?"

"Der Besuch von Papst Franziskus in der Waldenserkirche in Turin, am vergangenen 22. Juni hat eine lebhafte Debatte innerhalb Italiens berühmtester protestantischer Gemeinde ausgelöst, die sich den ganzen Sommer über in ihrer Wochenzeitschrift "Riforma" hinzog - mit praktisch ausschließlich kritischen Stellungnahmen.

Die offiziellste Stellungnahme war die vom Moderator der Tavola Valdese, Pastor Eugenio Bernardini, in einem Interview Ende Juli, einen Monat vor der jährlichen Synode der Gemeinschaft, in Torre Pellice vom 23. August an.
Bernardini hat Papst Franziskus dazu gratuliert "die Ökumene mit den protestantischen Kirchen wieder ins Zentrum gerückt zu haben, nachdem die beiden vorherigen Päpste dagegen den Dialog mit den Orthodoxen, begünstigt hatten und sich wenig um den Protestantismus kümmerten, den sie vielleicht als Restbestand betrachteten.."
Positiv war auch der erste Kommentar, der nach dem Treffen von Turin in "Riforma" erschien- von Fulvio Ferrario, Professor für Systematische Theologie an der Waldenser Fakultät für Theologie in Rom und Koordinator der ökumenischen Beziehungen
Aber sein Beitrag wurde als bloße "Meinung" veröffentlicht. Und alle nachfolgenden Aktionen waren eine Feuerwerk von Zweifeln und Kritik.

Lorenzo Scornaleschi, in "Riforma" vom 10. Juli, beurteilt den Erfolg des Treffens als "ephemer".
Weil Franziskus ein Papst bleibt, "der alles auf die Medien setzt", wie die bisherigen Päpste "mit Ausnahme der kurzen Ratzinger-Episode", das heißt ein "Christentum der Massen, das nichts anderes will, als einen Star, der vereinigen kann -wie es auch ein Show-Star könnte. Ein Papst also, der "sich seiner Herkunft und Natur nach als unbestreitbares autoritäres Modell darstellt".



In der gleichen Ausgabe von "Riforma"  kritisiert Joachim Langeneck die Bitte von Papst Franziskus um Vergebung für die Sünden, die die katholischen Kirche in den vergangenen Jahrhunderten begangen hat, als zu einfach,  weil er dagegen über die derzeitige Schuld  geschwiegen habe- und nicht unbedingt den Willen gezeigt habe, davon abzulassen, sie zu begehen.
Unter diesen Fehlern sind "das Leiden der Homosexuellen, Bisexuellen und Transsexuellen, die vom selben Papst als "frustriert" bezeichnet wurden, und deren Schwierigkeiten,- auch auf Druck der Kirche-ihre Bürgerrechte zu erlangen.

In der "Riforma" vom 24. Juli schrieb Mark Rostan, bereits   in den turbulenten Jahren des extraparlamentarischen Protestes eine prominente Figur der jungen Waldenser , "daß die Unterschiede zwischen Katholiken und Protestanten zu stark sind, um versöhnt zu werden, und daß "Franziskus selbst, mit all seiner Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft und seinem Mut, dennoch die päpstliche Institution, ist, und somit das größte ökumenische Hindernis, selbst wenn- was zwar unwahrscheinlich ist-, sich eines Tages eine Art konziliares Papsttum entwickeln sollte."

Andere Kommentatoren haben Kritik am Medienecho des Treffens geübt.
Paul Ribet, Pastor der Waldenser Gemeinde von Turin, zeigte sich im Leitartikel der "Riforma" vom 10. Juli von der Beschreibung der Waldenser durch Eugenio Scalfari in der "Repubblicca" nach ihrem Treffen mit Franziskus beunruhigt  und seiner historischen Rekonstruktion, die man nicht versteht, die einen schockiert hinterlässt, und in der die einzige Sache die stimmt, der Name des Gründers Waldo ist."
Und er schließt:
"Scalfari  behauptet, daß es Franziskus´ Ziel sei, die Kirche für alle protestantischen Gemeinschaften zu öffnen und sie zu vereinen. Aber wenn es so wäre, wäre das genau das Gegenteil von dem, was am 22. Juni feierlich verkündet wurde: daß die Ökumene, die wir meinen, die Einheit in der Verschiedenheit ist, das gegenseitige Anerkennen, dessen was ist.
Ehrlich gesagt glaube ich nicht, daß eine Rückkehr nach Rom oder eine Einheit unter dem Papsttum besprochen worden ist oder auf der Agenda stand. Das Gefühl, daß der Katholizismus fortschrittlicher ist als seine gläubigen Laien."

Andere haben der Kritik am Papst die Aufforderung an die Waldenser Kirche hinzugefügt, Selbstkritik zu üben.

Massimo Marottoli, schrieb in der "Riforma" vom 24. Juli , daß die Waldenserkirche, wie die katholische, nicht immun gegen "Autoritarismus in ihr" sei. Und der Beweis dafür wäre, daß der Moderator dekka Tavola Valdeses den Papst im Tempel von Turin empfangen und sich so als Führungsfigur präsentiert hat, obwohl der einzige Ort, wo sich die Macht der Waldenser-Kirche in all ihrer Unabhängigkeit zeigt. die Synode ist."

Aber die stärkste Selbstkritik kam von Pastor Claudio Pasquet, aus dem Ausschuss für die Evangelisierung.
"Ich glaube nicht, dass der Besuch des Papstes im Leben unserer Kirche viel ändern wird", schreibt er. "Ich fühle, daß sich in unserer Kirche ein Gefühl der Resignation gegenüber der Säkularisierung einschleicht, das wir leider in den meisten europäischen Kirchen teilen. Jedes Jahr zeigen uns die synodalen Statistiken eine wachsende Zahl von Kirchen, wo die Sonntagsschule und  der Katechismusunterricht auf ein Flämmchen reduziert und quasi inexistent sind. "
Und er fährt fort:
"Ethik, Solidarität und Säkularismus: Ich glaube, daß ich mich nicht irre nicht, wenn ich sage, daß diese Fragen die aktuelle Debatte in der Waldenser und der -Methodisten Kirchen beherrschen.
Das sindThemen, die uns sicherlich eine gewisse Popularität verschaffen, auch unter den Anhängern des "radical chic", aber was zeigen sie bezüglich der Predigt des Evangeliums? Manchmal- wenn man unsere Presse liest- hat man den Eindruck, Bulletins einer Reihe von NGOs der progressiven Ausrichtung zu lesen, während die starken und ausdrücklichen Hinweise auf den Herrn, der uns zum Engagement bewegt, unverstanden oder nicht erkennbar bleiben. "

Und doch:
"Wir beanspruchen nicht, die Kirche der absoluten Sicherheiten zu sein, wir haben gesagt, daß der  Zweifel, unerlässlich bei der Suche nach den Glauben ist und bleibt, aber haben wir auf diese Weise den Zweifel nicht verabsolutiert, indem wir das Absolute in Zweifel ziehen?  Gnade, Hoffnung, Auferstehung, Gericht Gottes, wie sehr stehen sie im Zentrum unseres Glaubens? Wir müssen uns ihnen in unserer Verkündigung und in unseren gemeinsamen Reflexionen wieder annähern. Bittet uns nicht der, der heute nach Gott fragt,uns vielleicht mit den letzten Dingenauseinander zu setzen?"

Das wiederholte Agostino Garufi für Pastor Pasquet  in der Riforma vom 30. Juli
 "Als Christen wissen wir, daß es unsere wesentliche Aufgabe ist, Jesus Christus und sein Evangelium auch denen zu verkünden, die von ihren eigenen Rechten profitieren wollen. In der Tat, um die Worte Jesu (Mt 16, 26) zu paraphrasieren, wenn mit unserem sozialen Aktionen Erfolg hätten, allen alle weltlichen Güter zukommen zu lassen, welchen Gewinn hätten sie, wenn sie dann ihre Seele verlören?"

Quelle: Settimo Cielo, L´Espresso, Sandro Magister

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