Samstag, 8. August 2015

Sandro Magister : Papst Franziskus und die Medien. Pseudonachrichten u.a.

Sandro Magister hat sich mit dem medialen Sturm im Wasserglas, der der letzten Generalaudienz folgte, und dem ausgebliebenen aber erwarteten Paukenschlag nach einer päpstlichen Rede in Santa Cruz, Bolivien beschäftigt. Hier geht´s zum Original: klicken

                    "FRANZISKUS UND DIE MEDIEN. ZWEI FALLSTUDIEN"

"Am 5. August wurden die mittwöchlichen Generalaudienzen  wieder aufgenommen und Papst Franziskus hat- als er mit seiner Katechese über die wiederverheirateten Geschiedenen fortfuhr, nichts anderes getan, als praktisch wörtlich zu wiederholen, was Papst Johannes Paul II 1981 nach der damaligen Synode im Dokument "Familiaris Consortio" verkündete 

Johannes Paul II 1998:
"Die wiederverheirateten Geschiedenen sollen sich nicht als von der Kirche getrennt betrachten und können, ja müssen als Getaufte an ihrem Leben teilnehmen. Sie sollen ermutigt werden, das Wort Gottes zu hören, das Hl. Messopfer zu besuchen, um im Gebet auszuharren, um die Werke der Nächstenliebe und die Bemühungen der Gemeinschaft im Namen der Gerechtigkeit zu unterstützen und ihre Kinder im christlichen Glauben zu erziehen. "

Franziskus im Jahr 2015:
"Diese Leute sind nicht exkommuniziert, und sollen auch absolut nicht als solche behandelt werden: sie sind immer Teil der Kirche. Sie sollen immer mehr in ihrer Zugehörigkeit zu Christus und der Kirche leben und sich entwickeln- durch das Gebet, durch das Hören auf das Wort Gottes, durch die Teilnahme an der Liturgie, durch die christliche Erziehung der Kinder, mit Liebe und Dienst an den Armen und mit dem Engagement für Gerechtigkeit und Frieden ".

Die einzigen Veränderungen durch  Franziskus war das Austauschen eines Wortes und das Schweigen zu einem bestimmten Punkt.
Anstelle von "nicht getrennt" - von der Kirche- sagte Franziskus daß die wiederverheirateten Geschiedenen "nicht exkommuniziert" sind.
Und während Johannes Paul II mit der Wiederholung des Nein zur Teilnahme an der eucharistischen Kommunion fortfuhr, hat Franziskus dazu geschwiegen.

Nach der sorgfältigen Analyse der Audienz durch den katholischen, argentinischen Juristen José Durand Mendioroz - der den Lesern von www.chiesa bereits durch ein früheres Interview zu Themen der Synode bekannt ist  - hat Franziskus sich perfekt an die beständige Lehre der römischen Kirche gehalten.
"Das Zeichen und die päpstliche Katechese vom 5. August"
Aber nur dieses eine Wort und das Schweigen haben ausgereicht, um einen Paukenschlag im Medienzirkus auszulösen.
Das heißt, um die Pseudonachricht zu verbreiten, daß Papst Franziskus die Exkommunikation aufgehoben und die wiederverheirateten Geschiedenen zur sakramentale Kommunion zugelassen habe.
Für die von Papst Franziskus eindringlich für seine Aussagen erbetene Hermeneutik bleibt die Aufgabe,zu verstehen, ob es sich hierbei  um einen kalkulierten Effekt gehandelt hat oder nicht.



Mit einer gewissen Sicherheit kann man dagegen sagen, daß eine andere seiner kürzlich gehaltenen Reden nicht die Resonanz in den Medien gefunden hat, die der Papst erwartet hatte : die am 9. Juli vor den "movimenti popolari" in Bolivien gehaltene.

Daß Franziskus sehr darauf gerechnet hatte, war schon allein anhand ihrer außergewöhnlichen Länge zu ahnen. Aber mehr noch durch den Eindruck des Persönlichen.
In einer ausführlichen sofortigen Analyse, die der Jesuit James V. Schall, Dozent für Philosophie und Politik an der Georgetown-Universität von Washington, am 24. Juli im Catholic World Report veröffentlichte, hat er das Besondere dieser Rede behandelt:

"Was auch immer man über die anderen päpstlichen Reden in Bolivien sagt, die von Santa Cruz war Bergoglio pur. Sie enthält seine Sicht der Welt und dessen, was in ihr nicht geht. Der Papst sagt, was er denkt, ohne nach unserer Meinungen zu  fragen. Weil er seine Schlüsse schon gezogen hat.
Es ist das, was ich eine völlig apokalyptische und utopische Rede nennen würde. Sie beschreibt, wie schrecklich die Realität ist, und wie idyllisch sie sein sollte. Es gibt nicht den geringsten Raum für den gesunden Menschenverstand des "Soweit ich es beurteilen kann, in dieser besonderen Rede finden wir fast keine Spur von Aufmerksamkeit für die christliche persönliche Tugend, Rettung, Sünde, Opfer, Leid, Reue, das ewige Leben, oder für eine mehrjährige Tal Tränen. Sünden und Übel geworden ökologischen oder sozialen Fragen, politische und strukturelle Abhilfemaßnahmen erfordern. "
Die Analyse der Pater Schall entwickeln danMittelweges, oder für die Idee, daß die Welt es alleine machen könnte, wie sie es seit Jahrtausenden getan hat. Sie ist eine Auslegung des zweiten Gebots ("Liebe deinen Nächsten") und nicht des ersten ("Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes"). Sie ist näher an Joachim von Fiore als an Augustinus von Hippo "
Und er fährt fort:
"Soweit ich es beurteilen kann, finden wir in dieser besonderen Rede praktisch keine Spur christlicher Aufmerksamkeit für die persönliche Tugend, für die Erlösung, die Sünde, das Opfer, das Leiden, die Reue, das ewige Leben, nur für ein ewiges Tal der Tränen. Sünden und Übel sind in soziale oder ökologische Fragen umgewandelt, die politische und strukturelle Abhilfemaßnahmen erfordern. "

In seiner Analyse entwickelt Pater Schall dann eine Bewertung der einzelnen Punkte der Papstrede und
drückt die ausgewogener aus als dieses  "Apokalyptisch und utopisch. Zum Bolivien-Manifest des Papstes"
Auf alle Fälle bezieht er sich auf eine Rede, die einmal gehalten, kaum Wirkung in der öffentlichen Meinung zeigte.
Anders als noch die Rede, die Franziskus beim vorherigen- auf Wunsch des Papstes vom Päpstlichen Rat für Gerechtigkeit und Frieden veranstalteten- ersten Zusammentreffen mit den "movimenti popolari" am 28. Oktober 2014 in Rom gehalten hatte.

Auch damals war der bolivianische Präsident und "cocalero" Evò Morales anwesend, um dem Papst zuzuhören und zu applaudieren und viele Globalisierungsgegnergruppen, vom Papst als Avantgarde bezeichnet. Avantgarde für eine alternative Zukunft ohne die transnationale Herrschaft des Geldes und mit transzendentem Bezug zum logischen Fortschritt der formalen Demokratie.
Aber das war eine Premiere in der Geschichte gewesen. Eine Nachricht von gestern.  Und die Rede hatte hier und da einige flammende Momente
Der zweite Auftritt war eine farblose Replik. Mit einem noch schwerer zu  fassenden Profil.
Zu wenig für ein "Manifest des Pontifikates" wie Pater Schall die Rede definierte."
Quelle: L´Espresso, Sandro Magister

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