Mittwoch, 22. Juli 2015

Pater Lombardis Nostalgie

Wie wir bei rorate caeli lesen konnten, veröffentlicht der National Geographic in seiner kommenden August-Ausgabe einen teilweise beunruhigenden Artikel über den aktuellen Stand der Dinge im Vatican und die Pläne und das Auftreten von Papst Franziskus. Autor Robert Draper hat einige seiner engeren derzeitigen und früheren Mitarbeiter, so z.B: den ehemaligen Pressesprecher von Kardinal Bergoglio, Federico Wals und den gegenwärtgien, Federico Lombardi befragt .Titel bei N.G: ist:
          "Wird der Papst den Vatican ändern? Oder wird der Vatican den Papst ändern?"
Alles zusammen gelesen, kommt das Bild eines spontanen, unorganisierten Gefühlsmenschen doch sehr ins Wanken, hinter vielem oder allem (?) Spontanen und wohl auch hinter dem Organisationschaos scheint ein präziser Plan zu stecken.
"Es entsteht das Bild eines Pontifikates, das ohne ausdrücklich Änderungen der Lehre anzukündigen, auf eine richtige Revolution innerhalb der Kirche hinarbeitet. Die Ausschnitte aus dem NG-Artikel enthüllen viel- nicht nur über die Pläne des Papstes, sondern auch über die nicht zu verkennende Macht und Kontrolle, die er im Vatican ausübt".

Hier geht´s zum Original: hier klicken  und hier klicken
Wir übersetzen einige Passagen aus dem Artikel.

              "EIN PAPST DER SORGFÄLTIG PLANT, WAS ER SAGT UND TUT"

"Als Federico Wals im letzten Jahr von Buenos Aires nach Rom reiste, um den Papst zu treffen, galt sein erster Besuch quasi seinem Berufskollegen, dem  langjährigen Vatican-Pressesprecher Pater Federico Lombardi. "Pater", fragte der Argentinier "wie fühlen Sie gegenüber meinen früheren Boss?"
Ein Lächeln zustande bringend, antwortete Lombardi: "Verwirrt."

Lombardi hatte Benedikt XVI als Sprecher gedient, einem Mann von deutscher Präzision. "Nach einem Treffen mit einem führenden Weltpolitiker wäre der erschienen und hätte eine ungeschönte Zusammenfassung heruntergespult" erzählt Lombardi mir mit fühlbarer Sehnsucht.
"Es war unglaublich. Benedikt war so klar. Er hätte gesagt :"Wir haben über diese Dinge gesprochen, ich stimme mit diesen Punkten überein, würde diese anderen Punkte bestreiten, Thema unserer nächsten Treffens wird das und das sein." Zwei Minuten und ich hatte volle Klarheit über den Inhalt des Treffens.
Bei Franziskus ....er ist ein weiser Mann, hat eine Menge Erfahrungen"



Ein bißchen hilflos kichernd fügt Lombardi hinzu: "Diplomatie ist für Franziskus nicht so sehr eine Sache der Strategie sondern des "Ich habe diese Person getroffen, wir haben jetzt eine persönliche Beziehung, lasst uns jetzt etwas Gutes für die Menschen und die Kirche tun"
Der Pressesprecher des Papstes sitzt im kleinen Konferenzraum von Vatican Radio - einen Steinwurf vom Tiber entfernt-und läßt sich über das neue Ethos des Vaticans aus.
Lombardi trägt ein zerknittertes Priesterhabit - das zu seinem Ausdruck müder Verwirrtheit passt.

"Erst  gestern" sagt er "war der Papst Gastgeber eines Treffens mit 40 Jüdischen Führern in Santa Marta und ich und das Vaticanische Pressebüro haben erst hinterher davon erfahren. Keiner weiß alles, was er tut", sagt Lombardi-" nicht einmal sein persönlicher Sekretär. Ich muß herumtelefonieren. Der eine kennt den einen Teil seines Terminplans, jemand anderes einen anderen Teil."

Um das Kommen und Gehen des 78-jährigen Papstes zu erraten, haben die engsten Vaticanmitarbeiter Kardinal Pietro Parolin, den Kardinalstaatssekretär, als Vermittler, einen hoch respektierten alten Vatican-Diplomaten, dem-nach Wals- sein "Boss" traut. "weil er nicht zu ehrgeizig ist-und der Papst weiß das. Das ist eine fundamentale Qualität für den Papst"
Aber gleichzeitig hat Franziskus die Macht des Staatssekretariates drastisch reduziert-insbesondere im Hinblick auf die Vatican-Finanzen.

"Das Problem damit ist-" sagt Pater Lombardi. " daß die Struktur der Kurie nicht länger klar ist. Der Prozess schreitet fort- wann er zuende sein wird- niemand weiß es. Das Staatssekretariat ist nicht mehr so zentralistisch und der Papst hat viele Beziehungen, die nur er regelt-ohne jede Mediation."
Und indem er das oben Gesagte mutig betont, sagt der Vaticansprecher "In einem gewissen Sinn ist das positiv, weil es früher die Kritik gab, daß irgendjemand zuviel Macht über den Papst habe. Das jann man heute nicht mehr sagen."

Ramiro de Serma, ein Franziskaner-Priester in Buenos Aires, der den Papst seit mehr als 30 Jahren kennt meint:  "Wir haben die wirklichen Veränderungen noch nicht gesehen und ich glaube auch, daß wir den wirklichen Widerstand noch nicht gesehen haben."

Die Vatican-Offiziellen nehmen noch Maß an diesem Mann. Es ist eine Versuchung für sie, die offenherzigen Reaktionen des Papstes als Beweis dafür zu nehmen, daß er ein reiner Instinktmensch sei.
"Total spontan" sagt Lombardi zu den vielkommentierten Gesten des Papstes während seiner Reise in den Mittleren Osten- darunter seine Umarmung des Imams Omar Abboud und Rabbi Skorkas, seines Freundes, nachdem er mit ihnen an der Klagemauer gebetet hatte.

Aber in Wirklichkeit- sagt Skorka, " habe ich das mit ihm vorher diskutiert, bevor wir ins Heilige Land aufbrachen. ich sagte zu ihm "Das ist mein Traum,- daß wir- du und Omar-uns neben der Klagemauer umarmen."
Daß Franziskus im voraus zustimmte, den Wunsch des Rabbis zu erfüllen, macht die Geste nicht weniger ehrlich (wohl aber die vorgegaukelte Spontaneität)
Es zeigt im Gegenteil ein Bewußtsein, daß jede seiner Handlungen und jede Silbe nach symbolischem Gehalt untersucht werden wird.
Das stimmt völlig damit dem überein, wie die argentinischen Freunde Jorge Bergoglio kennen, die den Gedanken, er sei arglos, rundweg von sich weisen. Sie beschreiben ihn als Schachspieler, jeder seiner Tage sei perfekt organisiert und jeder Schritt durchdacht.
(Das macht die Sache eher beängstigender)

Für Wals war Bergoglios vorsichtiger Start ins Papsttum nicht im Geringsten überraschend. Er war schon im voraus überschattet von der Art und Weise, wie er sein Büro verlassen hatte. "Er war sich bewußt, daß es eine Chance gab, beim Konklave gewählt zu werden. (.....) Alle Briefe geschrieben, das Geld in Ordnung. alles in perfekter Ordnung. Und in der Nacht bevor er aufbrach, rief er mich ins Büro, um alle Details mit mir durchzugehen und er gab mir auch Ratschläge zu meiner Zukunft, wie jemand der weiß, daß er vielleicht für lange Zeit wegbleiben wird."
(....)
Dazu hat die vorbereitende Familiensynode des letzten Oktobers keine umwälzenden Änderungen der Doktrin erbracht, was die konservativen Katholiken, die genau das gefürchtet hatten, besänftigte,
Aber die kommende Synode könnte ein ganz anderes Ergebnis haben. Z.B. die Wiederzulassung der wiederverheirateten Geschiedenen, deren Ehe nicht für ungültig erklärt wurde, zur Kommunion.
Scannone, ein Freund des Papstes und früherer Professor sagt: "Er hat mir erzählt, daß er jedem zuhören wolle. Er wartet auf die zweite Synode, aber er ist definitiv offen für eine Veränderung."

Das Gleiche sagt auch der Pastor der Pfingstkirche, Saracco, der mit dem Papst über die Möglichkeit diskutierte, den Zölibat als Voraussetzung für das Priestertum abzuschaffen. "Wenn er den Druck der Kirche heute und das Ergebnis der Familien-Synode im Oktober überstehen kann," sagt Saracco, " wird er danach bereit sein, über den Zölibat zu reden."
Als ich ihn fragte, ob der Papst ihm das gesagt habe, oder er sich auf sein Gefühl stütze, lächelte Saracco listig und sagte "Es ist mehr als eine Intuition"

Es wäre also die Mission des Papstes, innerhalb des Vaticans und außerhalb seiner Mauern eine Revolution einzuleiten, ohne den Ort lang-erhaltender Vorschriften zu zerstören.
"Er wird die Doktrin nicht verändern" beharrt de la Serna, sein argentinischer Freund "was er tun wird, ist die Kirche zu ihrer wahren Lehre zurück zu bringen. Zu der, die sie vergessen hat , der, die den leidenden Menschen und seine Beziehung zu Gott zurück in den Mittelpunkt bringt. Diese harte Haltung gegenüber Homosexualität, Scheidung und anderen Dingen wird anfangen, sich zu ändern."
Quelle: rorate caeli, NG


p.s. Wie kommt es nur, daß wir immer dachten, im Mittelpunkt des Christlichen Glaubens  und seiner Lehre steht der Dreifaltige Gott?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Mit dem Posten eines Kommentars erteilen Sie die nach der DSGVO nötige Zustimmung, dass dieser, im Falle seiner Freischaltung, auf Dauer gespeichert und lesbar bleibt. Von der »Blogger« Software vorgegeben ist, dass Ihre E-Mail-Adresse, sofern Sie diese angeben, ebenfalls gespeichert wird. Daher stimmen Sie, sofern Sie Ihre email Adresse angeben, einer Speicherung zu. Gleiches gilt für eine Anmeldung als »Follower«. Sollten Sie nachträglich die Löschung eines Kommentars wünschen, können Sie dies, unter Angabe des Artikels und Inhalt des Kommentars, über die Kommentarfunktion erbitten. Ihr Kommentar wird dann so bald wie möglich gelöscht.