Montag, 27. Juli 2015

Ein Abgrund

In einem Interview mit Claudio Monti spricht der früherer Italienische Senatspräsident Marcello Pera über den kürzlich verstorbenen Kardinal Giacomo Biffi und die Entwicklung in der Kirche in den letzten Jahren.
Hier geht´s zum Original, das rorate caeli veröfffentlicht hat :      klicken
Den Worten Peras, mit denen er den aktuellen Zustand der Kirche zeichnet, ist (leider) nichts hinzuzufügen.

"MARCELLO PERA: WELCH EIN ABGRUND ZWISCHEN DER KIRCHE BIFFIS UND DER GALANTINOS"
von Claudio Monti


"Kardinal Biffi war ein Held der Kirche, der unter den meisten Prälaten unserer Tage nicht seinesgleichen hat"
Das sind die Worte von Marcello Pera , von 2001 - 2006 Präsident des italienischen Senats, Philosoph, der als einer der führenden Popper-Experten in Italien gilt.
Während seiner Jahre im zweithöchsten Staatsamt-entwickelte er eine Freundschaft zu Benedikt XVI, die auch fortdauerte, als Ratzinger "papa emeritus" wurde.
Es wurden gemeinsam 3 Bücher veröffentlicht, die die intellektuelle Harmonie der beiden zeigen: "Ohne Wurzeln", das sie zusammen geschrieben haben (2004 bei Mondadori) und das sich mit Europa, dem Relativismus und Christentum und Islam befaßt, dann "Das Europa Benedikts" von Joseph Ratzinger (2005 bei Castagalli), zu dem M. Pera das Vorwort schrieb und "Warum wir uns Christen nennen müssen: Liberalismus, Europa, Ethik" (2008 bei Mondadori) von M. Pera, mit einer von Benedikt XVI geschriebenen Einleitung.

Marcello Pera saß bei der Beerdigung Kardinal Biffis, der von 1984 bis 2003 Erzbischof von Bologna gewesen war, in der ersten Reihe. Wir haben ihm einige Fragen gestellt.

Frage: " Welche Bedeutung hatte Kardinal Biffi für Bologna, die Kirche, Italien?"

M. Pera: "Kurz gesagt 3 Dinge: Glaube, theologische Weisheit und Mut. Das sind 3 Werte, die heute nicht nur selten sind sondern praktisch nicht zu finden. Bologna und die ganze Kirche sollte stolz sein, dass er zu ihren Bischöfen gehörte."


Frage: " Als man sich in diesen letzten Tagen an den Menschen Kardinal Biffi erinnerte, schrieben einige Kommentatoren, daß er Ausdruck einer Kirche gewesen sei, die nun so gut wie völlig vergangen ist, wenn man bedenkt, daß die Kirche von heute sich bemüht, politisch korrekt zu sein, sogar entmutigend-wenn nicht gar in Opposition-wie wir es beim Vorsitzenden der Italienischen Bischofskonferenz, Msgr. Nunzio Galantino angesichts der Demonstrationen zur Verteidigung der Familie am vergangenen 30. Juni sahen.
Was denken sie über all das ?"
Pera: 
"Wo ich früher einen tiefen und mutigen Glauben gesehen habe, ernsthaft, ein gutes Zeugnis, sehe ich heute viel Berechnendes und Ehrgeiz. Wo ich früher eine tief innen meditierte Lehre hörte, höre ich heute einen Haufen Annäherungen. Und wo ich früher mutige Worte bemerkte, beobachte ich heute Konformismus. Bitte wagen Sie es nicht, den heutigen Vorsitzenden der CEI - und nicht nur ihn- mit Kardinal Biffi zu vergleichen!"


"Warum?"

"Kardinal Biffi war ein Held der Kirche, ein Riese der Doktrin. Er hatte in der Theologie nichts zögerndes und beugte sich nicht irgendwelchen Trends oder momentan Mächtigen. Er dacht nicht, daß die Barmherzigkeit in der Wahrheit Ausnahmen machen sollte oder dass die Wahrheit abstrakt sei und die Integration in die Barmherzigkeit brauche, um lebendig , praktikabel und annehmbar zur werden. Und er war nicht am Karrierismus interesserit sonder machte darüber Witze.  Seine intelligenten Bemerkungen waren wunderbar, schnell und treffend."

 "Kardinal Biffi nat 2000 viele hitzige Diskussionen ausgelöst,  als er das Thema Immigration ansprach. Außer dass er prophetische Worte sprach, rief er  dazu auf "die Identität der Nation zu bewahren" weil "Italien it keine fast unbewohnte Wüste ohne Geschichte, ohne lebendige Tradition, ohne ein unverwechselbares kulturelles und spirituelles Gesicht, es ist nicht unterschiedslos bevölkert- als hätte es kein typisch humanistisches Erbe und keine Zivilisation, die verloren gehen könnte"
Auf die selbe Weise forderte er, daß das "Muslim-Thema" nicht unterschätzt werden dürfe und daß es mit großer Aufmerksamkeit behandelt werden müsse"
15 Jahre sind seit diesen Reden vergangen und es kann gesagt werden, daß er sogar bei diesen Themen sehr klar gesehen hat. Was denken Sie?" 

"Ich antworte darauf mit den ersten Worten, die ich zu ihm sagte, als ich ihn das erste Mal traf.
"Verzeihen Sie Eminenz, ich gehöre zu denen, die noch nicht verstanden hatten. Danke, daß Sie es mir erklärt haben, ich werde es nicht vergessen." 
Es macht mich traurig, daß heute sogar seine Mitbrüder vergessen haben.
Welcher Sinn liegt darin, noch über Evangelisierung zu sprechen, wenn Dialog gepredigt wird  und dieser als Compliance, Geschwätz und Meinungsaustausch verstanden wird?
Als Jesus sagte "Ich bin die Wahrheit," meinte er da vielleicht, daß es viele andere Wahrheiten gäbe und alles einfach nur gut ist?
Wenn einer sagt "ich bin Anhänger Christi" ist das dann in der selben Weise gemeint wie "ich bin Vegetarier" oder "ich bin Juventus-Fan"?
Man erinnert sich an den beunruhigenden Imperativ Christi an jene, die sich weigerten, die Einladung des Meistere anzunehmen: "compelle intrare!"
Es ist wahr, Jesus dachte nicht an Gewalt oder Einengung. Er dachte an Erlösung und unveränderliche Wahrheitl 
Und so oder so-im Hinblick auf Gewalt und Einschränkungen per Gesetz, welchen Wert haben diese heiligen unveränderlichen Prinzipien -die in die Verfassung eingeschrieben sind- wenn nicht genau den, daß gesetzliche Gewalt und Einschränkung auch für die gelten, die Teil der Gemeinschaft werden wollen, der diese Verfassung wichtig ist?
Wenn ein Muslim nach Italien kommt und der laikale Staat ihn verpflichtet, der Verfassung zu gehorchen und nicht mehr als eine Ehe einzugehen oder die Arbeit nicht fünf mal am Tag zu unterbrechen. sagt dann der Staat nicht selbst das "compelle intrare"?
Biffi hat auch das besser verstanden als die meisten  Verfassungsrechtler und selbsternannten Philosophen : ein "offenes und tolerantes Gesetz" -  ein Staat der auf die Stärke seiner Prinzipien verzichtet, ist kein Staat.
Und als ein wie scharfer und kluger Denker hat er sich gegenüber dem Formalitäten und Formalien unseres freimaurerischen und antichristlichen Einheitsstaates erwies- besonders zu der Zeit als rhetorische Windbeutel draußen tönten, unsere Politiker feierten und umschmeicheltnen, die bereit waren, einen weiteren nationalen Feiertag einzuführen-  (der 2. Juni wurde im Jahr 2000 " als Tag der Republik" Feiertag) - wie der Rest von ihnen kalt in den Herzen und der Wahrnehmung des Italienischen Volkes. Glauben Sie mir, Giacomo Biffi war ein großer Mann." 

Noch einmal: Verzeihen Sie Exzellenz und Danke!
Quelle: rorate caeli, Claudio Monti

p.s. Glückliches Italien, das solche politischen Würdenträger hat und solche Kardinäle....

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