Freitag, 29. Mai 2015

Im eigenen Haus zensiert

Im  heutigen L´Espresso berichtet Sandro Magister davon, das Pietro (Parolin) und Franziskus im eigenen Haus zensiert wurden. Hier geht´s zum Original:      klicken





Pietro e Francesco censurati in casa"


                                                  
"Zensiert im eigenen Haus. Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und Papst Franziskus höchstpersönlich.
Beginnen wir mit Parolin und den Worten, die er zum irischen Referendum zur HS-Ehe am Nachmittag des 26. März an Rande einer Versammlung der Stiftung "Centesimus Annus" sprach.

"Dieses Resultat macht mich sehr traurig. Sicher muß die Kirche-wie der Erzbischof von Dublin sagt- diese Tatsache anerkennen, aber sie muß meiner Meinung nach auch ihre Bemühungen, auch unsere Kultur mit ganzer Kraft zu evangelisieren, im Auge behalten. Und ich glaube, daß es nicht nur um Niederlage der christlichen Prinzipien geht sondern auch ein bißchen um eine Niederlage der Menschheit."

Mit dieser klaren und lapidaren Äußerung- in den breaking news von den Weltmedien in die Köpfe gehämmert- hat der Kardinalstaatssekretär mit einem einzigen Schlag den verschleiernden Wortmeldungen vieler seiner Kollegen im Klerus Gerechtigkeit widerfahren lassen, die sich in den vorhergehenden Stunden zum Ausgang des Referendums geäußert hatten.

Am Tag vorher-wie jeden Montag- war Parolin zu einer Besprechung bei seiner wöchentlichen Audienz bei Papst Franziskus gewesen, die nie im offiziellen Bulletin des Hl. Stuhls erwähnt wird.

Man darf also sicher annehmen, dass sein Kommentar zum irischen Referendum auch die Gedanken des Papstes wiedergibt.
Aber wie hat die institutionalisierte Presse der Kirche die Aussage Parolins wiedergegeben?

Der "Osservatore Romano" hat sie auf Seite 7 in einem Artikel unter dem vagen Titel. "Für erneuerte Bemühungen der Kirche. Interview des Staatssekretärs" verborgen
Während "Avvenire" sich veranlaßt sah, ihn zu zähmen. Donnerstag, 28. Mai, unter dem Titel " HS-Ehe und die natürliche Familie. Die Kirche hat nur eine Stimme" haben sie die Definition Parolins der HS-Ehe als Niederlage der Menschheit parodiert.
"Wirkungsvoller Ausdruck, wenn er auch manchem sehr stark erschienen sein mag, der als Distanzierung von all jenen politischen Wege gelesen werden kann, die die Familie zu schwächen drohen."

Und so- um einem Zitat des Sekretärs der CEI, Nunzio Galantino, zu folgen- Großmeister der Verschleierung- der übrigens auch der Herausgeber der Zeitung der CEI ist, zögerte sie denn auch nicht, ihm im Untertitel des Artikels die Ehre zu erweisen "die aktuellen Unterstreichungen von Galantino".



Am Abend eben dieses Donnerstags-beim monatlichen Treffen des "Cenacolo degli amici di papa Francesco"  (Kreis der Freunde von Papst Franziskus)  hat man sich von der "Niederlage für die Menschheit" von Parolin distanziert.
"Diesen Ausdruck hätte ich vermieden" sagte Raffaele Luise, der Journalist, der in der Gruppe die Fäden zieht. Und Vania De Luca, Vaticanist von RaiNews, wie bedauerte er, Parolin ermöglicht zu haben, diese Worte auszusprechen  "Ach, ich habe ihm diese Frage gestellt!"
Aber allmählich haben die anderen anwesenden Mitglieder des Freundeskreises, wie die Kardinäle Kasper und Coccopalmero Parolin seine "Waffen-Ehre" zurückgegeben, indem sie die Richtigkeit seiner Äußerungen anerkannten-wie man in dieser wortgetreuen Wiedergabe des Abends sehen kann:   klicken
"Die Überraschungen Kardinal Kaspers:  "Respektieren, aber nicht in die Falle des Relativismus fallen...."

Jetzt kommen wir zum Papst.
Das Interview, das er in den vergangenen Tagen der argentinischen Zeitung "La Voz del Pueblo" gab, hat eingeschlagen.
Im Bild, das Franziskus von sich ausführlich in diesem Interview gezeichnet hat, erregte in Italien besonders sein Geständnis  Aufmerksamkeit, dass er jeden Morgen 10 Minuten lang eine einzige Zeitung durchblättere- jene von Eugenio Scalfari gegründete Repubblicca.
Aber es lohnt sich, das ganze Interview zu lesen, um die Persönlichkeit von Jorge M. Bergoglio besser zu verstehen.
Der Osservatore Romano hat es ins Italienische übersetzt:   klicken
"Es fehlt mir, in den Straßen spazieren zu gehen."

Man muß aber feststellen, dass der Osservatore nicht alles sagt. Er hat eine Passage der Unterhaltung mit Voz del Pueblo ausgelassen, in der es- mit einem Bild von Bergoglio als Schüler- um Kindheitserinnerungen geht "Die Narben der 4. Klasse"   klicken

Darin wiederholt Franziskus eine Anekdote aus seiner Kindheit, die er bereits bei der Generalaudienz am 20. Mai erzählt hatte: von den Schlägen, die er zu  Hause bekam, weil er ein Schimpfwort zur Lehrerin gesagt hatte.
Dann fügt er hinzu, was er auch anläßlich einer vorhergehenden Audienz gesagt hatte, dass man Kinder nicht ins Gesicht schlägt -aber ein, zwei Klapse auf das Hinterteil  in Ordnung seien.
Und er fährt fort:  "Das habe ich einmal in einer Audienz gesagt, und einige Länder haben mich kritisiert. Das sind Länder, in denen sie strenge Gesetze zum Schutz der Kinder haben, deshalb dürfe der Papst so etwas nicht sagen.  Aber merkwürdigerweise haben diese Länder, die den Vater oder die Mutter bestrafen, die die Kleinen schlagen, Gesetze, die es erlauben die Kinder zu töten, bevor sie geboren werden. Das sind die Widersprüche mit denen wir heute leben."
Fulminant.
Und dennoch hat der Osservatore Romano diesen Teil des Interviews nicht veröffentlicht....
Quelle: L´Espresso, Sandro Magister

  

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