Freitag, 13. März 2015

Die Stunde Afrikas-unsere Hoffnung. Fortsetzung

Fortsetzung von Matteo Matzuzzis kleiner Lektion in früher Kirchengeschichte:  klicken

Zu Zeiten Tertullians schrieben die Christen an der Nordküste Afrikas griechisch, nicht lateinisch.
Er sollte derjenige sein, der die koiné, Sprache des Aristoteles, zugunsten der Sprache Vergils aufgeben sollte, um ein größeres Publikum zu erreichen, so wie man das heute mit Paperbacks macht, die pausenlos zu Discountpreisen auf den Markt geworden werden.
Ein monumentales und komplexes Werk, so sehr, daß Tertullian schon stecken blieb, als er zur Übersetzung der Genesis  kam, unsicher wie er das Wort "logos" übersetzen solle. Er war nicht überzeugt, dass "sermo" ein ausreichend umfassender Begriff sei. Und die älteste lateinische Fassung der Bibel überquerte das Meer von Afrika aus, lange bevor Hieronymus sie in die Form übersetzte, die über die Jahrhunderte weitergegeben wurde und fast bis zum II. Vaticanischen Konzil unverändert blieb.

Der Benediktiner Pierre Maurice Bogaert, Professor für Biblische Studien an der Universität Löwen, war sich sicher, daß "als die Notwendigkeit im Römischen Afrika fühlbar zu werden begann, sicher ab der Mitte des 2. Jahrhundert- die Bibel aus dem Griechischen ins Lateinische übersetzt wurde. Und solange es keinen Gegenbeweis gibt, glaube ich, an den afrikanischen Ursprung der Übersetzung eher als an einen römischen oder italienischen."

Und dann- ist da der Hl. Augustinus, Bischof von Hippo, Dank dessen -wie Bischof Teissier sagt- " der lateinische Westen seine Unabhängigkeit gewann und mit ihr auch seine erkennbare christliche Persönlichkeit. Manche- so fügte er hinzu- mögen diese Entwicklung bedauern und dem von den griechischen Vätern vorgeschlagene Christentum den Vorzug geben- aber alle müssen anerkennen, daß der Westen vor allem Augustinus seine Interpretation der Biblischen Botschaft verdankt.



Und in einer letzten Analyse zufolge hat auch das Mönchstum seine ersten Niederlassungen in Afrika.
Es ist wieder Augustinus, der als Organisator der ersten Orte mönchischen Lebens angesehen wird- in Tagaste- nachdem er in der von Athanasius geschriebenen Biographie des  Hl. Abtes Antonius die Lebensweise der verschiedenen Einsiedler, die sich zu einem asketischen Leben entschlossen hatten.

"Die ideale Region dafür  ist die ägyptische Wüste- eine Gegend, die von denen bewohnt wurde, die zuerst das weltliche Leben abgelehnt haben"- wie die Archäologin F. Severini schreibt. "Hier mehr als an jedem anderen Platz konnte der Pilger mit diesem authentischen  Glauben in Kontakt treten, das Paul von Theben, Antonius den Großen, Pachomius und viele andere  dazu bewog, sich in die Einsamkeit der Wüste zurückzuziehen, dem Ursprungsmodell asketischen Lebens, das aus der irdischen Dimension durch das Studium der Hl. Schrift, Gebet, Fasten und Buße auf die Transzendenz zielte."
Viele dieser Einrichtungen stehen noch, einschließlich des Klosters der Hl.Katharina, das im 6. Jahrhundert von Justinian im südlichen Sinai gebaut wurde und das ein pensionierter ägyptischer General gern dem Erdboden gleich machen würde, weil "es die nationale Sicherheit" durch die Anwesenheit von 25 Orthodoxen Mönchen in seinen Mauern bedroht,,"

Diese Lebensweise - anfänglich die einzige Hoffnung sich selbst vor den Christenverfolgungen zu retten, wurde später Modell.
"Im Verlauf des 4.Jahrhunderts kamen führende Persönlichkeiten des Christlichen Ostens in den Westen und verbreiteten die Nachricht vom Modell des ägyptischen Mönchtums durch das gesprochene und geschrieben Wort und ermutigten zu seiner Nachahmung" fügt Severini hinzu, " es sit deshalb kein Wunder,daß die auf dem strengen östlichen Asketizismus beruhenden Modelle bis zu dem Maße akzeptiert und assimikliert wurden, daß sie die monastischen Bestrebungen des Westens veränderten und voran brachten."

Ein lebendiges und fruchtbares Christentum- das des Anfangs. Zur Zeit des Konzils von Karthago, rund um das Jahr 200, gab es im Römischen Afrika 200 Bischöfe (kleine Zwischenfrage an Kardinal Kasper: wieviele gab es zur gleichen Zeit im römischen Germanien?), in Italien drei.
Beim zweiten Konzil von Karthago gab es 90 afrikanische Bischöfe, während bei in Rom bei der von Papst Cornelius einberufenen Synode nur 60 anwesend waren. Davor- im Jahr 189- war die Bedeutung des Afrikanischen Christentums mit der Wahl Victors zum Papst, der vermutlich Berber war, klar geworden.

Die Züge, die die Schlange annahm, die dieses Eden zerstören sollte, sind leicht erklärbar. Die bedeutendsten Historiker sagen, daß es die dogmatische Streitigkeiten, Schlachten von kaum christlichem Charakter waren, über die der neue muslimische Moloch leicht siegen konnte. Am Ende des 7. Jahrhunderts gelang der Umayyad die große Eroberung des gesamten afrikanischen Nordens: der Islam triumphierte über das Christentum der nordafrikanischen Kirchen, die durch Mißtrauen, interne Streitigkeiten und gegenseitige Vorwürfe der Häresie gespalten war.
Die Folge davon war ein ständiger Kampf ums Überleben als Parias und Dhimmis- geduldet innerhalb der vom Propheten Mohammed verkündeten großen Umma.

Eine Situation fast wie auf der Streckbank: "Unsere Kirchen sind bescheiden und zerbrechlich, der Weggang einiger religiöser Gemeinschaften, die so lange im Magreb anwesend waren und die immer größere Mobilität der Gemeindemitglieder zwingen uns dazu, uns immer mehr auf die Solidarität der anderen Kirchen zu stützen, besonders auf Priester "fidei donum" oder von Kongregationen-besonders afrikanischen" schrieben die Bischöfe der Nordafrikanischen Bischofskonferenz 2012. Tatsache ist,-wie Teissier notiert- " daß wir nicht die Zahlen haben. Wir sind ein Zeichen. Ein Zeichen für Gottes universelle Liebe zu allen Menschen."

Und als ein Zeichen und als lebende Gegenwart müssen sie dort bleiben. Das ist dem Bischof von Tripolis, Giovanni Martinelli, vollkommen klar, der gerade zu der Zeit kam, als die Revolution Muammar Gaddafi an die Macht gebracht hatte, und der nichts davon hören will, vor dem Inferno der Libyschen Hauptstadt  zu fliehen, selbst wenn er dort der letzte verbliebene Italiener ist: "Ich bleibe, ich muß bleiben. Man muß Mut haben.Gerade jetzt habe ich keine Angst, aber ich weiß, dass der Augenblick kommen wird."

Vielleicht erinnert sich der Bischof, der mit 300 philippinischen Arbeitern in der Libyschen Hauptstadt geblieben ist, was 1908 dem Franziskanerpriester Giustino Pacini geschah, dem Leiter der Mission von Derna. Er wurde nach einem langen Konflikt mit der örtlichen muslimischen Gemeinde über seine Missionsaktivität erstochen. Der -wenn nötig- seine Sache bis vor den Sultan von Istanbul hatte bringen wollen.

Der nigerianische Kardinal Anthony Okogie, 78jähriger emeritierter Erzbischof von Lagos, hatte nach den ersten Massakern der Boko Haram ähnliche Worte gesagt wie Bischof Martinelli:  "Wir werden nicht weglaufen. Wir werden unsere Kirchen und unsere Häuser verteidigen. Wenn es nötig werden sollte, unser Leben zu opfern, werden wir es tun."

Ein trauriger Refrain, der seit Jahrzehnten von einem Ende des Kontinents zum anderen gesungen wird. Dafür ist Algerien mit seinem langen Bürgerkrieg ein schlagendes Beispiel: in diesem Konflikt hat es 10% seiner Kleriker verloren, die dort geblieben waren. 1996 starb der Erzbischof von Oran, Pierre-Lucien Claverie, als in der Kanzlei eine Bombe explodierte, wenige Monate nachdem die 7 Trappistenmönche von Tribine abgeschlachtet worden waren- entführt, endeten sie unter der Axt des Henkers.

"Wir müssen das als etwas sehr Schönes, sehr Großes erleben.Wir müssen dessen würdig sein. Und wir werden die Hl.Messe für sie nicht in Schwarz sondern in Rot feiern", sagte Bruder Jean-Pierre, einer der beiden Überlebenden dieses Massakers, als ein Mitbruder kam, um ihnen unter Tränen mitzuteilen, daß  ihre Gefährten alle tot waren. "Wir haben sie sofort als Märtyrer gesehen. Das Martyrium war die Erfüllung dessen, das wir unser ganzes Leben lang vorbereitet haben. Wir sind bereit. Wir alle", sagte er vor einigen Jahren in einem Interview, das er Jean-Marie Guénois von "le Figaro" gab.

Es ist das Kreuz des Kontinents, das es seit den ersten Jahrhunderten nach Christi Kommen trägt. Es ist kein Zufall, erinnert der Ortsbischof, daß die ältesten Texte über Christliche Märtyrer, die "Acta Martyrum Scillitanorum" afrikanische sind. Das sind die lateinischen Transskriptionen der Akten des Prozesses und der Verurteilung von Mitgliedern einer christlichen Gemeinde im Jahr 180, in einer Stadt, die nur deshlab bekannt wurde. Das sind auch die ältesten Dokumente dieser Art in der Geschichte der Christlichen Literatur."
Quelle: www.chiesa, Sandro mMgister

Fortsetzung folgt.


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