Sonntag, 15. März 2015

Afrika- Kontinent der Zukunft, auch für die Kirche. Fortsetzung

Es war Bischof Claverie selbst, der fast die tragische Erfüllung seines Erdenlebens darbot als er die Bedeutung der kleinen christlichen Flamme in feindlichen Ländern erklärte: "Die Kirche erfüllt ihre Mission, wenn sie an solchem Ort in ihrer realen Gestalt und in ihrer Einheit präsent ist-  in der Teilung, die die Menschheit kreuzigt. Jesus starb geteilt zwischen Himmel und Erde und mit ausgebreiteten Armen-um die durch die Sünde -die sie trennt, sie isoliert und einen gegen den anderen und gegen Gott selbst aufhetzt -zerstreuten Kinder Gottes wieder zu vereinen

Eine Minderheitenkirche, verfolgt, aber lebendig. Es ist noch kein Jahr her, als das Päpstliche Jahrbuch das exponentielle Wachstum der Kirche auf dem Kontinent der Hoffnung bestätigte. 200.000.000 Gläubige- ein Anstieg im selben aber umgekehrt proportionalen Rhythmus wie der langsame aber unaufhaltsame Abstieg des christlichen Europas, aber auch größer als die ewige asiatische Herausforderung- Papst Franziskus´ Mission und zugleich blank liegender Nerv des Heiligen Stuhls.

"Eine junge Kirche", die afrikanische, wie der Erzbischof von Rabat und Präsident der Nordafrikanischen Bischofskonferenz bei deren ad-limina-Besuch am 2. März in Rom sagte "ja, wir sind oft Fremde, oft unterwegs, aber unsere Kirchen sind sehr jung. In Marokko beträgt unsere Mitgliederzahl 30.000 Personen, aber das Durchschnittsalter liegt bei 35 Jahren."


Bereits in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrzehnts hatte die Lebendigkeit der afrikanischen Kirche den Vatican wie ein Orkan getroffen. Vor 10 Jahren wurde festgestellt, daß die Zahl der Gläubigen sich in 26 Jahren verdreifacht und die Zahl der Seminaristen sich vervierfacht hatte, die Zahl der Priester war um 85% und die der Bischöfe um 45 % angestiegen. So sehr, daß man anfing zu überlegen, ob man nicht den Klerus in das immer mehr säkularisierte Europa mit seinen zusammenbrechenden Berufungen exportieren solle- fast als Re-Evangelisierungswerk für den Alten Kontinent.


Es war kein Zufall, daß ein großer Kardinal wie der frühere Dekan des Kardinalskollegiums, Bernardin Gantin, der erste Afrikaner der einen so hohen Rang in der Kurie bekleidete (es sollte Paul VI sein, der ihm die Kongregation zur Evangelisierung der Völker anvertraute, bevor er  ihn zum Präsidenten von Justiz & Frieden und von Cor Unum machte, Johannes Paul II ernannte ihn danach zum Präfekten der Bischofskongregation) -daß also dieser Kardinal von Priestern und Ordensangehörigen als "fidei donum" in die andere Richtung sprach.  Das ist die Bestätigung der Güte der Kirche in Afrika. "Die Mission ist eine universale Pflicht"-sagte er zwei Jahre vor seinem Tode 2008  in einem Interview mit der Zeitschrift "30 Giorni" . Er, der -wie Kardinal Arinze vor einiger Zeit verriet- als er sich entschied die Stadt ( Rom) zu verlassen und in sein Geburtsland Benin zurück zu kehren, daß er als ein "Römischer Missionar" zurück ginge."





Gantin, ein Prophet, der die Dramen der Kolonisierung und die delikaten Aufgaben der Entkolonialisierung miterlebt hatte, schlug den jungen Leuten und Priestern in den Afrikanischen Seminaren vor, sich nicht zu sehr von ihrem Vaterland zu entfernen: "Dann können sie -wenn ihr Bischof einverstanden ist- in den Westen zurückkehren, Was vermieden werden muß ist, dass afrikanische Priester ohne Zustimmung ihres Bischofs durch die Diözesen der westlichen Welt streifen-mehr auf der Suche nach materiellem Komfort als aus pastoralem Eifer."
Mehr noch, er warnte davor, daß die religiösen Gemeinschaften Europas-die am Ende und vom Erlöschen bedroht seien, billige Verjüngung in den jungen Kirchen Asiens und Afrikas suchten.

Natürlich ist da das Problem der Liturgien, die oft von diesem festlichen und freudigen Geist so vieler Kräfte in der Subsahara überrannt werden. Aber die ersten, die dagegen Barrieren errichten, sind die afrikanischen Bischöfe selber, die - im Gegensatz zu vielen Priestern in europäischen Pfarreien, die gewohnt sind die Liturgie wie ein Unterhaltungsprogramm am Urlaubsort zu handhaben,  auf die Verehrung des Mysteriums achten. Gantin sagte: "Man darf sich nie vom Lehramt der Universalen Kirche entfernen. Und unsere Messen dürfen nicht zu besonders sein. Sie müssen nicht nur von Afrikanern verstanden werden. Jeder Katholik, der in religiöser Funktion an unseren Messen teilnimmt, muß in der Lage  sein, sie zu erkennen, sich heimisch zu fühlen. Katholizismus ist kein  Protestantismus."

Ganz nah bei der jungen afrikanischen Kirche ist auch die sehr alte, die ihre Wurzeln in der Periode direkt nach Christus hat. Das sind die Millionen ägyptischer Kopten, die Jahrhunderte lang als mehr oder weniger tolerierte Minderheit im bevölkerungsreichsten arabischen Land lebten, Hüter der Kirche, die vom Hl. Evangelisten Markus gegründet worden war, der die Grundlage für sein Predigen in Alexandrien legte, bevor er das Martyrium durch den Strick um den Hals erlitt.

Hunderte Kilometer weiter südlich, im von Islamischen Invasionen verschont gebliebenen Äthiopien, existieren hier und da noch antike Klöster.
"Meine Kirche ist die älteste der Welt und ihre Gründung datiert in die Zeit unmittelbar nach Jesus-um das Jahr 35 herum- nach seinem Tod und seiner Auferstehung" sagte Abuna Paulos, der vor drei Jahren verstorbene Patriarch der Äthiopisch Orthodoxen Kirche,  der Zeitschrift "Jesus".  "Sie ist eine antike aber lebendige Kirche,
Wir haben mehr als 50.000 Kirchen im ganzen Land, unsere jungen Leute kommen regelmäßig zur Messe. mit einer Anwesenheitsquote von rund 70%. Alles in allem- kommen, wenn wir die Konstanz mit der die Erwachsenen und Älteren zur Messe kommen, mit einrechnen, jeden Sonntag um die 80% der Menschen in der Kirche.
Wie für Ägypten so bilden auch für Äthiopien die Klöster und Einsiedeleien, die den Lauf der Zeit überstanden haben, das Fundament. Immer mehr junge Männer bitten darum, Mönch werden zu dürfen. Wir haben 1200 Klöster und mehr als 500.000 Ordensangehörige im Land. Wir haben 45 Millionen Gläubige, wenn man die vielen Äthiopier mitzählt, die im Ausland leben.

Im letzten Monat wollte Papst Franziskus den Wert der örtlichen katholischen Kirche anerkennen, die obwohl klein und in der Minderheit- eines dieser Zeichen ist, von denen Bischof Teissier sprach.
Der Erzbischof von Addis Abeba, Berhaneyesus D. Souraphiel wurde Kardinal. Der zweite in der Geschichte Äthiopiens nach Paulos Tzadua, .
Und es war der neue Kardinal selber, der im Gespräch mit Vatican Radio den tiefen Glauben seines Landes bekundete: " Die Menschen nehmen den Glauben ernst, der Glaube ist ein Geschenk Gottes. Und so leben sie ihn. Sie betrachten die Dinge als Gottes Willen, Dinge können sich verändern. Sie verlieren die Hoffnung nicht. Deshalb lieben sie das Leben von der Empfängnis bis zum Tod. Und das ist wichtig."

"Afrika ist der Kontinent der Hoffnung, das Glaubensreservoir für die Zukunft, die Europa zunehmend unfruchtbar, und seine Kirchen immer leerer sehen wird. Afrika wir oft auf herabsetzende und demütigende Weise beschrieben, als ein Kontinent unendlicher und unlösbarer Kriege und Probleme.Im Gegenteil: das Afrika, das heute die Frohe Botschaft empfängt, ist der Kontinent der Hoffnung für die Kirche. Für uns, und für euch ist Afrika der Kontinent der Zukunft."
Das sagte Benedikt XVI in einer Rede vor Mitgliedern der Johannes Paul II Stiftung für den Sahel, die er im Februar 2012 in Audienz empfing.

Es ist kein Zufall, daß die afrikanischen Bischöfe sich selbst als Bollwerk gegen alles das, was die über die Jahrhunderte weitergegebene christliche Botschaft entwerten oder verschleiern könnte. Sie stand bei der vergangenen außerordentlichen Synode auf dem Spiel, wo die afrikanischen Bischöfe in den Reihen derer, die gegen den Zeitgeist ( dieses Wort steht im original in Deutsch)   eine Front bildeten. Gegen den Zeitgeist, den Geist der Zeiten, der in allem ist, was tausende von Kilometern weiter nördlich tobt, wo die Kirchen Koffer randvoll mit Geld und leere Kirchenschiffe haben.

"Afrika zeigt dem Westen seine Wertschätzung der Familie, der Gastfreundschaft, Respekt vor dem Leben. Die Päpste der jüngeren Vergangenheit hatten großes Vertrauen in die afrikanische Kirche und das ist eine Einladung das unserer zu tun" schrieb der Präfekt der Liturgiekongregation, Kardinal Sarah aus Guinea, kürzlich in seinem Buch "Dieu ou rien", das in Frankreich bei Fayard erschienen ist, "ich bekräftige feierlich, daß die Kirche Afrikas jeder Rebellion gegen die Lehre Jesu und des Lehramtes entschlossen Widerstand leisten wird."

"Eine Kirche, die von Verfolgung gequält ist, aber auf keine Weise in die Knie gezwungen wurde," wie Kardinal John Onaiyekan, Erzbischof von Abuja und Nigeria  vor wenigen Wochen in der Kathedrale Von Mailand erinnerte. Er, der jeden Tag die von Boko Haram Getöteten zählt, schickte eine Botschaft des Vertrauens in den Westen, der seine Tage damit verbringt Krippen abzubauen und Kirchenglocken zum Schweigen zu bringen, weil sie die Gewissen stören und den geheiligten rationalen Säkularismus bedrohen, ich habe in der Basilika des Hl.Ambrosius, auf dem Grab dieses großen Bischofs, der den Afrikaner Augustinus getauft hatte, Zeichen eines Erbes, das bis zu den ersten Jüngern Jesu zurückreicht. Es ist nicht möglich, daß eine Kirche mit solchen Fundamenten nicht leben sollte."
Quelle: The Gazette, Mattea Matzuzzi, Sandro Magister Der 'Espresso


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