Montag, 1. Dezember 2014

Unbehagen im italienischen Klerus. Nicht nur im italienischen...!

Wer wie wir viel in den italienischen blogs und bei den italienischen Vaticanisti mitliest, hat es schon bemerkt: im italienischen Klerus hat sich eine immer stärker zunehmende Unruhe und zunehmendes Unbehagen ausgebreitet. Aber das Situationsbild, das die so aktive und lebendige Priesterschaft der Appenninhalbinsel zeigt, trifft auch auf viele andere Ländern zu- ist In Italien vielleicht nur ausgeprägter, weil die Kirche in Italien immer noch einen ganz anderen Stellenwert hat als beispielsweise in DBK-Deutschland, wo der Maßstab die Zustimmung und der Applaus der Medien und bestimmter Lobbys ist, dem dann notfalls auch die Lehre und die Tradition untergeordnet werden. Was Cascioli schreibt, gilt auch für die Katholische Kirche der anderen Länder.
Die Synode war wohl eine Art Wendepunkt. Der offene Aufruhr der Bischöfe in der Synodenaula war wie ein Startsignal dafür, daß seither im gesamten Klerus der Appenninhalbinsel über das sich ausbreitende Unbehagen am aktuellen Pontifikat, speziell der permanenten Priesterschelte, gesprochen wird- vorher traute man sich nicht. Da ist von Verwirrung, Desorientierung und Demotivierung die Rede,..... ratsuchend schriftlich und mündlich weitergegeben

Riccardo Cascioli  in einem Artikel bei La Nuova Bussola Quotidiana zur augenblicklichen Stimmungslage des italienischen Klerus.  Hier geht´s zum Original:   klicken
Beitrag vom 28.11.2014

" Die sogenannten Straßenprediger - langsam greift das Einheitsdenken um sich."

"Vor einigen Tagen haben wir über die Magenschmerzen des italienischen Episkopates gesprochen, aber heute sieht es so aus, als habe sich die Malaise auf den gesamten Klerus ausgeweitet. Und ja, wegen einer gewissen Malaise bei vielen ihrer Mitbrüder, ob der in den letzten Tagen mit lauten Fanfarenstößen angekündigten Meldung, daß die 4 sogenannten Straßenpriester, Don L.Ciotti, Don V. Albanesi, Don G.Rigoldi, Don M. Patriciello  im TV-Sender RAI in der Sendung "Nach seinem Bilde"  Bibeltexte kommentieren und interpretieren werden. Neid?
Sicher nicht: außer für diese 4 und wenige andere, ist es nämlich so, daß normalerweise Priester nicht den dringenden Wunsch haben, im Fernsehen aufzutreten. Weil sie an der Würde ihres Priestertums festhalten.

Und dann stellen wir uns vor, was die tausenden von Priestern empfunden haben müssen, die 20, 30 oder 50 Jahre Hl. Messe hinter sich haben, die niemals die Straßen oder "Peripherien" gesucht haben, sondern in ihren Straßen und in ihrer Umgebung geblieben sind, wo sie das Volk Gottes mit Herz und Verstand- und nach Anweisung ihrer jeweiligen Bischöfe- begleitet haben.



Es kann nicht angenehm gewesen sein, zu hören, wie der Sekretär der CEI, Msgr.N.Galantino im Hinblick auf die 4 behauptete, daß man auf diese Weise die Bilder, die Papst Franziskus uns pausenlos vor Augen stellt, in Realität umsetzen könne: jene Bilder "Kirche draußen"-zu sein, also auch im Fernsehen.
Kirche im Aufbruch-durch eine einzige Modalität von Präsenz identifiziert, - nein schlechter noch: womit das Priestertum durch bestimmte soziale und politische Charakteristika definiert wird. Man darf nicht leugnen, daß auch unter den betroffenen Priestern mit sozialen Aufgaben nicht alle die kulturellen Einstellungen Ciottis & co teilen.

Die Entscheidung, die diese TV-Auswahl begleitet stabilisiert eine Werteskala, die zwischen Straßenpriestern und Priestern in den Institutionen differenziert:  Priester der A-Klasse und der B-Klasse, und sie auf diese Weise definiert

Die Entscheidung, die Kirche auf bestimmte politische und kulturelle Optionen festzulegen ist schwerwiegend und der Klerus, bis vor wenigen Jahren von den Diözesen und im Zentrum der Italienischen Kirche ausgebildet, ist zum Bezugspunkt der harten Polemik in der Konfrontation zwischen dem Pontifikat und der Hierarchie der Kirche geworden.
Und dieVorgabe ist, daß wer diese bestimmte Auswahl sozialen und politischen Charakters nicht trifft, als Christ nicht auf dem richtigen Weg ist.
Die heute an die CEI gerichtete Botschaft besagt, daß diese bestimmten politischen und sozialen Kriterien ein Element der Qualifikation sind, das berechtigt, das Evangelium in einem TV-Programm, das das Imprimatur des Italienischen Episkopates hat, zu kommentieren

Die Entscheidung, der Kirche bestimmte politische und kulturelle Meinungen aufzuzwingen,  ist schwerwiegend.
Einige Optionen sind offensichtlich legitim, sind aber auch nur Meinungen. Es bedeutet den Reichtum der Kirche (es genügt, dabei an die kirchlichen Bewegungen zu denken) auf eine einzige Modalität und einen einzigen, progressistischen Ausdruck einer theologischen und pastoralen Vision einzuebnen, die aber den dominierenden ideologischen und massenmedialen Kräften untergeordnet wird.
Es genügt,die ihnen von den generell antikatholischen Laien-Medien gewidmte Aufmerksamkeit zu sehen.

Es ist kein Zufall, wenn auch die Erklärungen, die die 4 für die RAI-Übertragung Ausgewählten, zur Mißstimmung bei den Priestern beigetragen haben,  die den Anschein erweckten, als seien sie bis heute marginalisiert und in der Anonymität gehalten worden seien, obwohl sie sich ganz im Gegenteil seit Jahren einer außerordentlichen Medienpräsenz erfreuen können.  Vielleicht sind sie deshalb für die Übertragungen der RAI ausgewählt worden, aber man kann sagen, daß es langsam Zeit wird, dort auch einmal andere Meinungen hören zu können. Statt aber scheint man jetzt ganz zum Einheitsdenken zu tendieren.

Und da ist ein letzter Aspekt, der die Bischöfe beunruhigt, und nicht nur sie.  Es sieht so aus, als habe der Sekretär der CEI sich auch Lehramtsfunktion angemaßt. Man erinnere sich, daß das nicht zu seinen institutionellen Aufgaben gehört, und daß seine Funktion sich im Gegenteil auf organisatorische und koordinierende Aufgaben beschränkt. Die Episode der Priester im TV ist nur die letzte von einer Serie "schlecht verdauter" Interviews, so daß man jetzt eine Klarstellung erwartet, die dem Sekretariat seine Aufgabe als Sekretariat klar macht, dass es diese Aufgabe erfüllt, anstatt dem gesamten italienischen Klerus Vorgaben zu Optionen und Wahlmöglichkeiten zu machen- insbesondere was die Beziehung zur Weltkirche betrifft- die nicht als Exklusivrecht betrachtet werden können.
Quelle: Riccardo Cascioli, La Nuova Budola Quotidiana



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