Mittwoch, 16. April 2014

Sandro Magister über Papst Franziskus & die Medien. Gewolltes Mißverstehen?

Freude und Schmerzen am päpstlichen Lehramt von Papst Franziskus. 
Von Sandro Magister
"Die Neuheit der von Papst Franziskus in Evangelii Gaudium angewandten Methode-von einem australischen Theologen erklärt. Nicht immer wird der Papst richtig interpretiert. Nicht einmal vom Direktor von "La Civiltà Cattolica" . Der beipielhafte Fall der Taufe von Cordoba."
hier geht´s zum Originaltext:  klicken  und hier zur englischen Übersetzung, das McGavin-Original findet sich in der unteren Hälfte   klicken
"Die Einberufung der Präfekten aller Dikasterien der römischen Kurie von Anfa ng April durch Papst Franziskus diente einzig dem Zweck, zu erfahren, wie diese die Exhortation Evangelii Gaudium aufgenommen  hätten, wie sie darauf reagierten und welche Wege sich öffneten, diesen Text in die Tat umzusetzen.
Daß Evangelii Gaudium das Regierungsprogramm des Pontifikates des Jorge M. Bergoglio ist, steht außerhalb jeden Zweifels.
Gerade deshalb ist es wichtig, es zu verstehen. Und gleichzeitig schwierig. Weil diese Form, in der Evangelii Gaudium verfaßt ist, nicht mit der kanonisierten Form des kirchlichen Lehramtes übereinstimmt, genauso wenig wie das tägliche öffentliche Reden.
In seinem exklusiv veröffentlichten Essay betont Paul-A. McGavin, daß Franziskus vor Abstraktionen flüchtet, die er als "kalte Syllogismen" charakterisiert,  er liebt statt dessen ganzheitliche, globale Gedanken und Taten.  McGavin zeigt, daß das die neue Methode von Papst Franziskus ist.

Der 70-jährige Australier McGavin ist Priester der Diözese Canberra und Goulburn.
2010 veröffentlichte er im Osservatore Romano einen reichen und tiefschürfenden Kommentar zur Enzyklika " Caritas in veritate".
Er schreibt : "Bei Papst Franziskus finden wir eine im pastoralen Empirismus wurzelnde Mentalität, die konkrete Umstände in das strukturelle und fundamentale Verstehen der Evangelien integriert."
Gleichzeitig erkennt McGavin, daß diese ganzheitliche ( nicht geteilte) Mentalität den Papst erheblichen Risiken, mißverstanden zu werden, aussetzt. Besonders wenn einige seiner statements von den Medien als selbständige Aphorismen gedeutet und in den Universalschlüssel zur Interpretation des aktuellen Pontifikates verwandelt werden.



Zwei Beispiele aus der letzten Zeit beweisen dieses Mißverstehen.
Innerhalb von 36 Stunden- zwischen Donnerstag dem 10. und Freitag dem 11. April- hat sich Papst Franziskus- nicht zum erstenmal- gegen die "Diktatur eines uniformierten Denkens, das die Freiheit der Völker, des Menschen und des Gewissens unterdrückt"- gewandt,
Dann hat er mit Nachdruck das Recht der Kinder verteidigt, in einer Familie aufzuwachsen, mit einem Vater und einer Mutter-in der Gegensätzlichkeit zwischen Männlichkeit und Weiblichkeit-um so eine  Gefühlsreife zu erlangen.
Überdies hat er mit härtesten Worten sein Urteil über den "Horror der erzieherischen Manipulation " ausgesprochen, die "unter dem Vorwand der Modernität Kinder und Jugendliche zwingt, auf der Straße der Diktatur eines einheitlichen Denkens zu gehen."
Und er fügte das Zeugnis hinzu, das ein "großer Erzieher" ihm einige Tage vorher gegeben hatte: "manchmal weiß man angesichts dieser Projekte ( er bezog sich dabei auf konkrete Erziehungsprojekte) nicht,  ob man die Kinder der Schule anvertraut oder sie in ein Umerziehungslager schickt."

Und zum Schluss hat er auf seine Mißbilligung desTötens jeden heranwachsenden Lebens im Mutterleib (nasciturus) hingewiesen, indem er das lapidare Urteil des II.Vat.Konz. zitierte: Abtreibung und Infanticid sind verabscheuenswürdige Verbrechen."
Der aktuelle Bezug zu den Gesetzen, Gerichtsurteilen, Meinungskampagnen der letzten Zeit, die auf die Genderideologie zurückgehen, scheint in den Worten Papst Franziskus´ durch.
Aber in den Medien-hatten diese seine Worte generell praktisch keinerlei Wirkung oder Resonanz. Als ob sie reine Abstraktionen, einflußlos auf die Realität und in ihrem Urteil fremdartig seien. Weil der Haupteindruck, den die Medien von Papst Franziskus zeichnen, der des " who am I to judge" geworden ist.
Von eben diesem Papst  erstmals auf seiner ersten "fliegenden Pressekonferenz" auf dem Rückflug vom WJT in Rio und ein zweites mal im Interview der "La Civiltà Cattolica" mit Bezug auf Homosexuelle, die Gott suchen und guten Willens sind, ausgesprochene Worte.
Das zweite Beispiel zeigt, wie ein falscher und extensiver Gebrauch des "who am i to judge?" eine Bresche auch innerhalb der Kirche geschlagen hat, besonders bei denen, die verläßliche Interpreten der Gedanken des Papstes sein sollten.
Am 1. April sagte Antonio Spadaro, Direktor von La Civilta Cattolica" und Papstinterviewer, in einer überfüllten Pressekonferenz wörtlich  "Wenn Papst Franziskus nicht gewesen wäre, wäre es nicht leicht gewesen, das Kind eines lesbischen Paares zu taufen".
Damit bezog sich der Jesuit auf die groß angekündigte Taufe, die am 5. April in der Kathedrale von Cordoba, Argentinien, in Anwesenheit der Präsidentin Cristina Kirchner, als Taufpatin, vollzogen wurde.
Wenn das aber -nach Pater Spadaro- die glückliche von Papst F. verkündete Neuigkeit war, versteht sich von selbst, daß die Taufe eines Neugeborenen nichts Neues sondern ein sehr alter und traditioneller Brauch ist. 
Es sind aber andere progressistische katholische und antikonstantinianische Strömungen, die der Kindertaufe widersprechen.
Die Neuigkeit für die Kirche war im Gegenteil der Rest der Zeremonie in Cordoba. Wo alles, von der unnatürlichen Familie, über die zwei Mütter, zur Patin Kirchner-aktiver Vorkämpferin für das Gesetz, das den beiden erlaubte, sich in einer "Ehe" zu verbinden- bis zum verborgenen, biologischen Vater der Neugeborenen- in voller Unterwerfung unter dieses"uniformierte Denken", das dem Papst so zuwider ist.
Quelle: www.chiesa, L´Espresso S.Magister


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